"Solche Leute suchen wir": Daimler-Chef will Flüchtlinge anwerben

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GERMANY AUTOMOTIVE CAR SHOW(c) EPA (FRANK RUMPENHORST)
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Die Flüchtlinge seien für Deutschland eine große Chance, sagt der Vorstandschef des deutschen Automobilriesen. Viele von ihnen seien jung, gut ausgebildet und hoch motiviert.

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche will nach eigenen Worten in Flüchtlingszentren nach Arbeitskräften suchen und für sein Unternehmen werben. Er könne sich vorstellen, "dass wir in den Aufnahmezentren die Flüchtlinge über Möglichkeiten und Voraussetzungen informieren, in Deutschland oder bei Daimler Arbeit zu finden", sagte Zetsche der "Bild am Sonntag". Viele Flüchtlinge seien jung, gut ausgebildet und hoch motiviert. "Genau solche Leute suchen wir doch", sagte der Daimler-Chef.

Die Flüchtlinge seien für Deutschland eine große Chance. Ähnlich wie vor Jahrzehnten die Gastarbeiter könnten sie "uns helfen, unseren Wohlstand zu erhalten beziehungsweise zu vermehren".

Um Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, forderte Zetsche ein Abschiebeverbot für Lehrlinge. Jugendliche mit Ausbildungsstelle sollten die Garantie erhalten, nicht ausgewiesen zu werden, sagte er.

"Können nicht so tun, als ginge es uns nichts an"

Auch weitere deutsche Top-Manager haben mehr Engagement für Flüchtlinge angekündigt. "Wir können nicht so tun, als ginge es uns nichts an, wenn ertrunkene Kinder an die Küsten des Mittelmeeres gespült werden und verzweifelte Menschen durch Europa ziehen, auf der Suche nach einer friedlichen Zukunftsperspektive", sagte der Chef des Essener Chemiekonzerns Evonik, Klaus Engel, dem "Handelsblatt".

Porsche-Boss Matthias Müller sagte der "Süddeutschen Zeitung", die Industrie könne  "mit neuen Arbeitsplätzen" praktisch helfen. Er forderte die deutschen Topmanager außerdem zu klaren Worten gegen Fremdenfeindlichkeit auf. "Es ist an der Zeit, dass Wirtschaftslenker zu bestimmten Dingen ihre Meinung sagen. Wir müssen uns Extremismus entgegenstellen und Haltung zeigen", sagte er. Die Industrie dürfe sich nicht aus Angst um den Aktienkurs oder vor persönlichen Angriffen zurückhalten. "Das darf die Wirtschaft nicht, wir sind schließlich Teil der Gesellschaft."

Der Porsche-Chef wandte sich gegen die Unterscheidung zwischen politisch Verfolgten und Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen. "Ich wünsche jedem Menschen auf der Welt, dass er einmal am Tag warm essen und ruhig schlafen kann. Kein Mensch gibt doch freiwillig und leichten Herzens seine Heimat auf." Müller wünscht sich mehr Gespräche zwischen Politik und Wirtschaft, um der Flüchtlingskrise Herr zu werden.

In Deutschland gebe es etwa Hunderttausende offene Stellen, sagte der Post-Vorstandsvorsitze Frank Appel. Er forderte im "Handelsblatt", den Flüchtlingen rasch Arbeitsbewilligungen auszustellen, damit Unternehmen das Potenzial der Migranten nutzen könnten.

>> Die aktuellen Entwicklungen in der Flüchtlingskrise im Liveticker

(APA/dpa)

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