Leitwährung: China und Frankreich zweifeln an US-Dollar

French President Nicolas Sarkozy attends a round table meeting of the G8, G5 and Egypt during the G8
French President Nicolas Sarkozy attends a round table meeting of the G8, G5 and Egypt during the G8 (c) AP (Michel Euler)
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Sowohl China als auch Frankreich sprechen sich beim G8-Gipfel in Italien für Reformen beim Währungssystem aus und stellen damit die Rolle des US-Dollars in Frage.

China hat auf dem G8-Gipfel in Italien einen seiner direktesten Angriffe auf den Dollar als Leitwährung unternommen. Der chinesische Staatssekretär Dai Bingguo forderte bei einer Rede vor US-Präsident Barack Obama sowie EU-Staats- und Regierungschefs eine Diversifizierung des internationalen Währungssystems.

"Wir sollten ein besseres System für die Ausgabe und Regulierung von Reservewährungen haben", sagte Dai am Donnerstag. Die chinesische Zentralbank hat sich wiederholt für eine Neuordnung des Dollar-dominierten Währungssystems ausgesprochen. Doch mit Dai, der Staatspräsident Hu Jintao bei dem Gipfel vertritt, verlangt erstmals ein hochrangiger Politiker einen solchen Schritt.

Frankreich für Reform

Auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sprach sich für eine Reform-Debatte zwischen den Industrie- und Schwellenländern in den kommenden Monaten aus. "Wir müssen uns fragen: Sollte eine politisch multipolare Welt nicht mit einer wirtschaftlich multi-monetären Welt korrespondieren?" Der britische Premierminister Gordon Brown erklärte, jede Debatte über alternative Leitwährungen wäre langfristig zu sehen. Derzeit sei das oberste Ziel, die Weltwirtschaft aus der Krise zu steuern, sagte er auf dem Gipfel im italienischen L'Aquila.

Dai begründet seine Forderung mit den Worten, dass eine Reform unter anderem zu einer Stabilisierung der Wechselkurse zwischen den großen Währungen beitrüge. Direkt zum Dollar äußerte sich Dai jedoch nicht. Die Äußerungen Dais spiegelten auch die Meinung der chinesischen Führung wider, so ein Sprecher. Staatspräsident Hu hatte seinen Besuch in Italien wegen der Unruhen in der Provinz Xingjiang abgebrochen.

Stabiles Währungssystem

Im Entwurf einer gemeinsamen Erklärung versicherten die G8-Industrieländer und die ebenfalls vertretenen großen Schwellenländern der G5, sie würden sich nicht in einen Abwertungswettlauf ihrer Währungen begeben, mit dem sie sich kurzzeitig Exporterfolge verschaffen könnten. Sie wollen vielmehr für ein stabiles Welt-Währungssystem eintreten.

Chinas Zentralbank hatte im März eine umfassende Reform des internationalen Währungssystems und langfristig eine Ablösung des Dollar als weltweite Leitwährung gefordert. Dabei brachte die Notenbank die Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) als übernationale Reservewährung ins Gespräch. Die SZR wurden vom IWF 1969 eingeführt, verloren jedoch nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse 1971 ihre Bedeutung. Ihr Wert bemisst sich an einem Währungskorb, der die Bedeutung verschiedener Devisen für den Welthandel widerspiegelt und regelmäßig angepasst wird. China verspricht sich vom verstärkten Einsatz der SZR ein größeres Gewicht im IWF.

(APA)

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