Polen verzichtet auf Zwangsumtausch von Franken-Krediten

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Die Regierung will Anreize für freiwilligen Umtausch der Darlehen in Zloty schaffen. Auch österreichische Banken können aufatmen.

Aufatmen bei den Banken in Polen: Die Regierung in Warschau verzichtet nun doch auf einen milliardenschweren Zwangsumtausch von Franken-Hypotheken. Stattdessen sollen die Finanzinstitute indirekt dazu gebracht werden, die vor fast zehn Jahren in großer Zahl ausgereichten Fremdwährungs-Darlehen wenigstens zum Teil in Zloty umzuwandeln.

Die Hoffnung, dass das für die Geldhäuser deutlich billiger wird, trieb am Dienstag die Aktien von Banken wie der Commerzbank-Tochter mBank um bis zu 14 Prozent nach oben. Die polnische Finanzmarktaufsicht KNF hatte gewarnt, dass der Umtausch umgerechnet 15 Milliarden Euro kosten und das Finanzsystem damit ins Wanken bringen könnte. Polnische Banken und ihre ausländischen Eigentümer, darunter auch die Deutsche Bank und die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), waren gegen die Pläne Sturm gelaufen.

"Unser Ziel ist der Umtausch der Darlehen", sagte Präsidentenberater Maciej Lopinski auf einer Pressekonferenz am Dienstag. "Aber es gibt verschiedene Wege, das zu erreichen. Es gibt den gesetzlichen Weg und den freundlichen." Der überarbeitete Gesetzentwurf helfe den Kreditnehmern, ohne einen Crash am Finanzmarkt auszulösen.

Halbe Million Polen nahm Franken-Kredite auf

Der Konservative Andrzej Duda war mit den Franken-Krediten als Thema in den Wahlkampf um das Präsidentenamt gezogen und hatte sich damit durchgesetzt. Vor allem in den Jahren 2007 und 2008 hatte eine halbe Million Polen Immobilienkredite in Schweizer Franken aufgenommen, weil die Zinsen darauf deutlich günstiger waren. Inzwischen hat sich der Effekt aber ins Gegenteil verkehrt, weil der Zloty seinen Wert im Vergleich zum Franken halbiert hat. Das trieb die Kosten für polnische Kreditnehmer nach oben.

Mit dem Gesetz will es die Regierung für Banken unattraktiv machen, an den Fremdwährungskrediten festzuhalten. Sie sollen für Kredite in Franken oder anderen Währungen künftig deutlich mehr Kapital hinterlegen müssen als für Zloty-Darlehen. Die KNF muss dem allerdings noch zustimmen. Zentralbank-Präsident Adam Glapinski, ein Parteifreund Dudas, sagte, er erwarte, dass die Banken innerhalb eines Jahres "einige Dutzend Prozent" der Franken-Kredite umgewandelt hätten. Per Gesetz sollen zudem im Nachhinein die Gebühren gesenkt werden, die die Banken für die Fremdwährungskredite genommen hatten. Nach Schätzungen des Präsidialamtes müssten die Banken damit 3,6 bis 4 Milliarden Zloty (827 Millionen bis 919 Millionen Euro) zurückzahlen.

In den Büchern polnischer Banken lagen zu Jahresbeginn noch Franken-Kredite im Gegenwert von 144 Mrd. Zloty (33 Mrd. Euro). Allein die mBank sitzt auf 4,6 Mrd. Euro an Franken-Krediten, stärker belastet ist nur Marktführer PKO.

(APA/Reuters)

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