Niederlande: Die Kuhtherapie für Manager

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Eine neues Training für Manager macht in den Niederlanden Furore: Ein Bauer hat eine "Mediation mit Kühen" erfunden. Er lädt die Führungskräfte in seinen Stall, um zu sich selbst zu finden und Energie zu tanken.

Den Haag. Krisen sind Herausforderungen. Sie bieten Chancen. Sie erfordern Krisenmanagement. Sie brauchen Kreativität. Sie erfordern Energie. Diese Kreativität und Energie müssen Manager tanken, damit sie Krisen managen können. Unzählige Kurse, Incentives, Personal Trainings helfen ihnen dabei.

Wer aber wirklich einmal etwas Originelles zum Wiederfinden der eigenen Kreativität und des eigenen Ichs machen will, der reise in die Niederlande.

Rote Wangen

Dort gibt es nämlich jetzt die Kuhtherapie für müde Manager, die wieder fit und kreativ werden wollen, damit sie in der Wirtschaftskrise ihren Job besser machen können. Bauer Corn de Regt hat sie erfunden. Sie ist ganz einfach.

Die Essenz der Kuhtherapie besteht darin, dass Manager mit Kühen im Stall meditieren. „Mein Therapiekonzept zielt darauf ab, dass die Manager, die zu mir kommen, rote Wangen bekommen, bevor sie wieder weggehen. Sie werden ,aufgetankt, nicht nur mit frischer Landluft, sondern mit der einzigartigen Erfahrung des Bauernhof- und Stallerlebnisses‘“, sagt de Regt.

Das sieht so aus, dass sich der Landwirt mit den Managern gemeinsam im Kuhstall auf einen oder mehrere Ballen Stroh setzt. Dann wird meditiert.

„Die Stille wird leider immer mal wieder unterbrochen, wenn eine der Kühe etwas fallen lässt oder wenn die Tiere unruhig sind. Aber das gehört mit zur Meditationssession. Einige meiner Gäste klagen über den Gestank. Der gehört auch dazu. Letztendlich aber“, so de Regt, „werden alle Sinne im Kuhstall durch die Meditation mit den Tieren stimuliert“.

Es ist ein einzigartiges Erlebnis. „Die meisten Manager, die zu mir kommen, mögen das.“

Außer den Meditationsrunden im Kuhstall bietet de Regt den gestressten Managern aus den Metropolen, die noch nie einen Kuhstall von innen gesehen haben, bevor sie zu ihm gekommen sind, noch andere Motivationstrainings an. Sie dürfen ihre überschüssigen Energien abtrainieren: durch die Methode Holzhacken. „Das machen die meisten männlichen Manager, die zu mir kommen gern.“

Da können sie sich endlich mal richtig austoben und ihr Testosteron abbauen.

Nach dem Meditieren mit den Kühen, dem Holzhacken, das so manchen Manager ins Schwitzen bringt, gibt es dann die Abkühlung. Sie geschieht im nahe gelegenen Flüsschen. „Raus aus den Klamotten und rein ins kalte Flusswasser“, heißt dann die Devise.

Inspiriert durch Goethe

„Manche finden das ein bisschen zu viel. Aber die meisten ziehen sich aus und springen ins kalte Wasser. Das ist echt erfrischend, weiß Managertherapeut de Regt.

Er hat über seine Kuhtherapie lange nachgedacht.

Inspiriert haben ihn Goethe und das chinesische Harmonieprinzip des Yin und Yang, wonach jeder Pol einen Gegenpol zum Ausgleich braucht, um in Harmonie leben zu kommen.

Auf Goethe kam de Regt durch einen Freund. Der erklärte ihm, dass der Mensch doch immer so bleibe, wie er ist, dass man aber sein eigenes Ich entdecken müsse. Wie Goethe in seinem Meisterwerk „Faust“ sagt: „Du bist am Ende, was du bist. Setz dir Perücken auf von Millionen Locken, setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer, was du bist.“

Die Kuhtherapie ist inzwischen in den Niederlanden sehr populär. Nun will Corn de Regt auch Manager aus deutschen Chefetagen ansprechen.

Auf einen Blick

Eine neues Training für Manager macht in den Niederlanden Furore: Der Bauer Corn de Regt hat eine „Mediation mit Kühen“ erfunden. Er lädt die Führungskräfte in seinen Stall, um zu sich selbst zu finden und Energie zu tanken. Der findige Landwirt, der sich von Goethe inspirieren ließ, vermarktet seine Idee auch in Deutschland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2009)

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