Amazon setzt nun auf Mode

Immer mehr Menschen kaufen Kleidungsstücke im Internet. Der Modesektor ist laut dem Handelsverband Deutschland die umsatzstärkste Branche im Onlinehandel.
Immer mehr Menschen kaufen Kleidungsstücke im Internet. Der Modesektor ist laut dem Handelsverband Deutschland die umsatzstärkste Branche im Onlinehandel.(c) REUTERS (TOBY MELVILLE)
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Der US-Konzern will sich nun auch als Modehändler unter Beweis stellen und greift so etablierte Anbieter wie Zalando oder Asos an.

Seattle. Die vorweihnachtliche Schlacht im Onlinehandel könnte heuer besonders spannend werden. Denn Amazon, der Weltmarktführer aus den USA, reitet in Europa eine neue Attacke und nimmt verstärkt Kleidung ins Angebot. Das setzt Anbieter wie Zalando oder die britische Asos unter Druck. „Wir haben das einfache Ziel, bei den Kunden zur am meisten geliebten Adresse für Modekäufe zu werden“, sagt Amazons Modebeauftragte für Europa, Susan Saideman.

Immer mehr Menschen kaufen Kleidungsstücke im Internet. Der Modesektor ist laut dem Handelsverband Deutschland die umsatzstärkste Branche im Onlinehandel. Das Gesamtvolumen lag vergangenes Jahr in Deutschland bei mehr als elf Milliarden Euro. Der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge schwächt sich das Online-Wachstum allerdings seit einiger Zeit ab. „Im vergangenen Jahr wurden unseren Berechnungen zufolge im Online-Modehandel weniger als fünf Prozent mehr umgesetzt. Dieser Trend hält auch dieses Jahr an“, sagt GfK-Modeexperte Bernd Lochschmidt.

Darum kämpfen die Akteure mit harten Bandagen um Marktanteile. Europas größter Online-Modehändler, Zalando, will allein in diesem Jahr eine Viertelmilliarde Euro investieren. Zum einen wird Geld in den Ausbau der Logistik und Technologie gesteckt, zum anderen steigt das Berliner Unternehmen in den Markt für Kosmetikprodukte ein.

Rekordumsatz zu Thanksgiving

Ähnlich wie Amazon stellen Zalando und Asos angesichts dieser teuren Vorhaben ihre Gewinne hinten an. „Wir haben immer gesagt, dass wir unser Wachstum vor die Profitabilität stellen“, sagt Zalando-Vorstandsmitglied Rubin Ritter. Das ist bekanntlich auch die Maßgabe von Amazon-Chef Jeff Bezos. Allein innerhalb der letzten zwölf Monate nahm das Unternehmen, das in den USA mit dem Kauf der Supermarktkette Whole Foods auch in großem Stil ins Lebensmittelgeschäft eingestiegen ist, rund neun Milliarden Dollar für neue Projekte in die Hand.

Dass Amazon nun in den Modesektor einsteigt, sorgt bei einigen Beobachtern aber auch für Skepsis. Denn in diesem Bereich sind die Margen besonders unter Druck. Hedgefonds-Manager David Einhorn sagte jüngst: „Nur, weil Amazon die Gewinnströme in jeder Industrie stören kann, heißt es noch lange nicht, dass Amazon am Ende alle Früchte erntet.“

Viele Früchte haben Online-Händler in den USA allerdings rund um Thanksgiving geerntet. Nach Angaben des Marktbeobachters Adobe Analytics summierten sich die Einkäufe im Internet am Donnerstag und Freitag auf 7,9 Mrd. Dollar (6,65 Mrd. Euro). Das ist ein Plus von 17,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (ag./red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2017)

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