EU und IWF stellen dem finanzschwachen Griechenland rund 45 Mrd. Euro bereit. Doch Experten warnen: "Der Tag der Abrechnung" werde nur verschoben. Euro-Gruppen-Chef Juncker widerspricht: "Die gesamte Euro-Zone profitiert".
EU und IWF stellen dem finanzschwachen Griechenland rund 45 Milliarden Euro bereit. Die Finanzmärkte reagierten darauf kurzzeitig mit Kurssprüngen auf das Rettungspaket der Euro-Staaten: Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen sanken, der deutsche Börsenindex notierte so hoch wie zuletzt im September 2008.
"Tag der Abrechnung" verschiebt sich
Doch Experten warnen vor einem rasch verpuffenden Effekt. "Mit dem Rettungspaket erkauft sich Griechenland nur Zeit", urteilt Stephen Roach, einflussreicher Marktexperte von Morgan Stanley, laut "Financial Times Deutschland". "Auf kurze Sicht sinkt so das Risiko eines Zahlungsausfalls", so Roach. "Doch jeder muss sich selbst fragen, wie Griechenland sein Haushaltsdefizit in so kurzer Zeit drücken will." Auch Arnab Das von Roubini Global Economics hat der Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge Zweifel: Der EU-Rettungsplan würde den "Tag der Abrechnung" nur nach hinten verschieben.
Juncker will dauerhaften Lösungsmechanismus
Indes spricht sich auch der Chef der Euro-Gruppe, Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, für die Schaffung einer dauerhaften Hilfseinrichtung für überschuldete Euro-Länder aus. "Wir brauchen über den griechischen Fall hinaus einen Lösungsmechanismus für derartige Fälle", sagte Juncker am Montag im Deutschlandradio. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe zu Recht darauf hingewiesen, dass angesichts der Probleme Griechenlands über Änderungen in den EU-Verträgen nachgedacht werden müsse, "um nicht wieder in eine ähnliche Lage hineinzugeraten wie die, in der wir uns zurzeit befinden", fügte Juncker hinzu.
"Euro-Zone profitiert von dem Plan"
Juncker machte deutlich, der Notfallplan der EU-Staaten für Griechenland werde unmittelbar anlaufen, sobald das südosteuropäische EU-Mitglied einen Antrag stellt. Trete der Hilfsmechanismus in Kraft, könne sich Griechenland nicht nur zu einem günstigen Zinssatz Kredite bei den anderen EU-Mitgliedsstaaten besorgen. Auch die gesamte Euro-Zone profitiere von dem Plan, weil dieser die Währungsgemeinschaft vor einer Schwächung schütze, sagte der Chef der Euro-Gruppe dem Sender.
Steuerzahler - vor allem auch aus Deutschland - müssten sich wegen der Hilfen für Griechenland keine Sorgen machen. Es handle sich um Kredite, die mit Zinsen zurückgezahlt würden.
(Red.)