EU-Rettungspaket: "Jetzt hängt Deutschland mit drin"

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EURettungspaket Jetzt haengt Deutschland(c) AP (Matthias Schrader)
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"Was man Griechenland gewährt hat, wird man Portugal und Spanien nicht mehr verwehren können", warnt der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn. Deutschland muss Griechenland bis zu 8,4 Milliarden Euro verleihen.

Der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Hans-Werner Sinn, kritisiert das möglicherweise milliardenschwere Rettungspaket der Europäischen Union für Griechenland. "Jetzt hängt Deutschland drin. Die EU-Länder geben Griechenland nun eben doch zinsverbilligte Kredite, bei denen man nicht weiß, ob sie jemals zurückgezahlt werden", sagte der Münchener Wirtschaftswissenschaftler der "Bild"-Zeitung von Dienstag.

Angesichts von Haushaltskrisen auch in anderen Staaten der Euro-Zone fügte Sinn hinzu: "Und was man Griechenland gewährt hat, wird man Portugal und Spanien nicht mehr verwehren können."

Berlin muss bis zu 8,4 Mrd. Euro verleihen

Die EU-Staaten hatten sich am Wochenende auf die technischen Details einer möglichen Hilfe für Griechenland geeinigt. Sollte die Regierung in Athen aufgrund zu hoher Kosten kein Geld mehr an den Finanzmärkten aufnehmen können, würden die EU-Staaten bilateral einspringen und dafür günstigere Zinsen verlangen. Griechenland müsste diese Kredite einschließlich der Zinsen innerhalb von drei Jahren zurückzahlen. Berlin müsste der Einigung zufolge im ersten Jahr bis zu 8,4 Milliarden Euro an Athen verleihen.

Sinn will "saftige Strafen" für Defizit-Sünder

Als Konsequenz forderte der Ifo-Präsident, Deutschland müsse für die Europäische Währungsunion nun "dringend einen neuen Schuldenpakt verlangen, der für die Defizitsünder automatische und saftige Strafen vorsieht".

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) hatten sich bereits für härtere Regeln eingesetzt, dafür aber keine Zustimmung der europäischen Partner erhalten. Die Kanzlerin hatte als mögliche Strafmaßnahme etwa den Ausschluss eines Landes aus der Euro-Zone ins Gespräch gebracht. Eine Arbeitsgruppe soll bis Jahresende nun Mechanismen zur Haushaltskontrolle in der EU prüfen.

(Ag.)

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