Boeing-Absturz: Trimmsystem MCAS im Fokus

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Das Boeing-Trimmsystem MCAS ist möglicherweise für den Absturz einer Maschine in Äthopien verantwortlich.

Nach dem Absturz einer Ethiopian-Airlines-Maschine am Sonntag untersuchen Ermittler das Boeing-Trimmsystem MCAS. Es ist möglicherweise dafür verantwortlich, dass die Boeing 737 Max 8 kurz nach dem Start in Addis Abeba verunglückte. Dabei starben 157 Menschen - ein ähnlicher Absturz des gleichen Modells der Gesellschaft Lion Air kostete im Oktober 189 Menschen das Leben.

Beide Flugzeuge stiegen nach dem Start mit äußerst unregelmäßiger Flugkurve und -geschwindigkeit, sanken anschließend unkontrolliert ab und schlugen steil auf den Boden auf. Die US-Luftfahrtbehörde FAA erkannte die Ähnlichkeit beider Unfälle an, wollte aber keine verfrühten Schlüsse ziehen.

Der Flugdatenschreiber des Lion-Air-Flugs 610 liefert eine Vorstellung des Absturzverlaufs: Demnach kämpften die Piloten um Kontrolle über das Flugzeug, während MCAS die Flugzeugnase nach dem Start immer wieder nach unten drückte. Die Piloten des Ethiopian-Airlines-Jets berichteten vor dem Absturz per Funk über ähnliche Probleme.

Sensoren messen Flugwinkel

Boeing hatte das Trimmsystem wegen der neuen, verbrauchseffizienteren Triebwerke eingeführt. Diese verändern aufgrund ihres erhöhten Gewichts die Aerodynamik und den Schwerpunkt des Flugzeuges. Besonders im Steigflug kann der Schub der Triebwerke so stark werden, dass sich die Maschine nicht mehr gerade ausrichten lässt.

MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System) soll genau das verhindern. Sensoren, die den Flugwinkel messen, melden dem System, wenn das Flugzeug zu übersteuern droht. Dann drückt ein Stabilisierungs-Mechanismus am Heck der Maschine die Nase wieder nach unten.

Eigentlich soll sich das System nur in außergewöhnlichen Situationen einschalten. Im Fall des Lion-Air-Fluges war laut einem ersten Unfallbericht ein fehlerhafter Sensor dafür verantwortlich, dass es aktiviert wurde.

Einen Tag vor dem Absturz der indonesischen Maschine im Oktober hatten Piloten es geschafft, das MCAS im selben Flugzeug außer Kraft zu setzen. Dafür ist es jedoch nötig, die gesamte automatisierte Flugkontrolle abzuschalten.

Boeing war nach dem Absturz des Lion-Air-Flugzeuges in die Kritik geraten, weil der Konzern Piloten der 737 Max 8 nicht ausreichend zu MCAS geschult habe. Daraufhin hatte der Flugzeugbauer neue Anleitungen an die Airlines geschickt, die das Modell nutzten. Nach dem Absturz der Ethiopian-Air-Maschine kündigte Boeing nun ein Software-Update für MCAS an.

(APA/AFP)

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