Apple wird zum TV-Produzenten

Apple-Serien auf dem iPhone? Bald dürfte das möglich sein.
Apple-Serien auf dem iPhone? Bald dürfte das möglich sein.(c) APA/AFP/NICOLAS ASFOURI (NICOLAS ASFOURI)
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Am Montag dürfte Apple seinen neuen Streamingdienst vorstellen. Der Hardwarehersteller geht damit in direkte Konkurrenz zu Netflix und Amazon.

Wien. Netflix gegen Amazon und Apple gegen Samsung. So lauteten bisher die Konkurrenzpaarungen im Technologiebereich. Netflix und Apple standen bislang nicht miteinander im Wettbewerb. Das wird sich nun aber ändern. Denn der iPhone-Hersteller dürfte am Montag seinen neuen TV- und Videodienst vorstellen. Noch im April oder Mai könnte das Streamingangebot dann an den Start gehen.

Beobachter vermuteten im Vorfeld, Apple könnte anfangs mit Netflix kooperieren, um möglichst schnell viele Inhalte anbieten zu können. Diesem Gedanken erteilte Netflix nun aber einen öffentliche Absage. Konzernchef Reed Hasting ließ wissen, dass Inhalte von Netflix nicht über Apples neuen Dienst verfügbar sein werden.

iPhone-Verkäufe schwächeln

Für Apple ist der Schritt zum Content-Anbieter eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Denn bisher ist der Konzern maßgeblich von den Einnahmen abhängig, die er mit seinem iPhone erzielt. Zu Jahresbeginn sorgte das Unternehmen für Verunsicherung, weil es erstmals seit fast 20 Jahren seinen Quartalsausblick senkte. Anleger stellen sich daher die Frage, ob das Unternehmen ausreichend für einen Nachfragerückgang bei seinem wichtigsten Produkt gerüstet ist.

Nicht zuletzt deshalb wagt sich das Unternehmen in andere Bereiche vor. 2015 lancierte der Konzern Apple Music, das dem unangefochtenen Marktführer, Spotify, den Rang ablaufen soll. Inzwischen hat das Musik-Streamingangebot mehr als 50 Millionen Abonnenten. Bei Spotify sind es 96 Millionen, die Zahl der aktiven Nutzer beläuft sich dort monatlich allerdings auf über 200 Millionen. Dennoch konnte Apple Spotify in Nordamerika und Japan den Rang ablaufen.

Ein ähnlicher Erfolg dürfte der Apple-Führung auch beim geplanten Videodienst vorschweben. Wie Netflix oder Amazon will Apple dabei exklusiv verfügbare Inhalte bereitstellen. Apple soll in Hollywood für eigene Produktionen bereits enorme Summen in die Hand genommen haben. Zugleich sollen aber auch Bezahlangebote anderer Dienste – in den USA etwa Showtime – abonniert werden können.

Bei Netflix dominieren derzeit noch eingekaufte Serien und Filme das Angebot, doch auch das soll sich bald ändern. Mehr als 80 Prozent seines Budgets will der Anbieter künftig in Eigenproduktionen stecken. Im vergangenen Jahr sollen dafür mehrere Milliarden Dollar geflossen sein. Schon jetzt nimmt der Konzern dafür hohe Kredite auf. Im Reigen der großen On-Demand-Anbieter spielt freilich auch noch Amazon Prime eine gewichtige Rolle. Laut deutschen Umfragen teilen sich die beiden Anbieter mehr als 70 Prozent des Marktes. In den USA spielt auch noch der Anbieter Hulu eine Rolle. Die Top drei vereinnahmen dort bereits über 90 Prozent – mit Netflix an der Spitze.

Einige Anbieter in Startlöchern

Analysten von Goldman Sachs zeigen sich deshalb skeptisch gegenüber den Plänen von Apple. Selbst wenn es der Konzern bis Ende 2020 schaffen sollte, 20 Millionen Abonnenten zu gewinnen, die bereit seien, 15 Dollar monatlich dafür abzulegen, würden sich die Gewinnschätzungen lediglich um ein Prozent erhöhen. „Während neue Videoprodukte zwar dabei helfen, die Abhängigkeit vom iPhone zu erhöhen, würden sie das Endergebnis nicht stark beeinflussen“, lautet die Schlussfolgerung.

„Die Hauptfrage, die sich stellt, ist, was der Mehrwert für den Konsumenten ist“, so Goldman-Analyst Rod Hall. Abonnenten von Amazon Prime könnten nämlich nicht nur TV-Inhalte sehen, sondern seien auch Nutznießer von Gratislieferungen. Bei Apple sei der Vorteil weniger ersichtlich.

Abgesehen davon wäre Apple in den USA nicht der einzige Anbieter, der heuer mit einem Streamingdienst an den Start geht. Auch Disney und Warner Media haben Derartiges geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2019)

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