Airbus ergattert Großauftrag aus China

Archivbild: Ein Airbus A350-900
Archivbild: Ein Airbus A350-900imago/ITAR-TASS
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Der staatlichen Luftfahrtdienstleister China Aviation Supplies Holding bestellt 290 Mittelstreckenjets aus der A320-Familie und zehn Langstreckenjets der A350-Reihe.

Mitten in der Krise seines US-Konkurrenten Boeing hat der europäische Flugzeugbauer Airbus einen Großauftrag aus China ergattert. Man habe mit dem staatlichen Luftfahrtdienstleister China Aviation Supplies Holding (CAS) ein Abkommen über den Verkauf von 300 Flugzeugen abgeschlossen, teilte Airbus am Montagabend mit.

Die Großbestellung wurde am Rande eines Staatsbesuchs von Chinas Staatschef Xi Jinping in Paris unterzeichnet. Konkret geht es um 290 Mittelstreckenjets aus der A320-Familie und zehn Langstreckenjets der A350-Reihe.

Airbus kann damit für seinen Verkaufsschlager A320 einen weiteren Erfolg verbuchen. US-Rivale Boeing dagegen kämpft bei seinem eigenen Mittelstrecken-Modell 737 Max nach zwei Flugzeugabstürzen mit einem enormen Imageschaden und dem möglichen Verlust von Aufträgen.

Volumen laut Listenpreisen 30 Milliarden US-Dollar

Angesichts des Megadeals sprach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor Journalisten von einem "exzellenten Signal". Über den Wert der Bestellung wurde zunächst offiziell nichts bekannt. Laut Airbus-Preisliste läge die Summe vermutlich bei über 30 Milliarden US-Dollar (mehr als 27 Milliarden Euro). Wegen branchenüblicher Rabatte dürfte der tatsächlich vereinbarte Kaufpreis aber deutlich niedriger ausfallen.

Schon länger war über ein größeres Airbus-Geschäft mit China spekuliert worden. Bei einem Staatsbesuch in China im Jänner 2018 hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, das Land beabsichtige den Kauf von 184 Jets aus der A320-Familie. Seitdem war über den Stand der weiteren Verhandlungen aber kaum etwas an die Öffentlichkeit gedrungen.

Für Airbus war China schon zuvor ein bedeutsamer Absatzmarkt: Knapp ein Viertel seiner Verkehrsflugzeuge liefert das Unternehmen in das Land aus. Aber auch in der Produktion ist China ein wichtiger Partner. Unter anderem lässt Airbus in Tianjin A319- und A320-Flugzeuge montieren.

Die A320-Familie umfasst auch den A320neo, die sparsamere Neuauflage des Airbus A320. Nach Unternehmensangaben sind bereits mehr als 700 A320neo-Flugzeuge weltweit bei Fluggesellschaften im Einsatz. Wegen der hohen Nachfrage baut der Hersteller die Produktion immer weiter aus. Ob in dem nun geschlossenen China-Deal A320neo enthalten sind, war zunächst unklar.

Gewinnsprung trotz A380-Einstellung

Für Airbus kommt der Großauftrag in jedem Fall zu einem günstigen Zeitpunkt. Zuletzt machte der Flugzeugbauer eher negativ von sich reden: Im Februar kündigte das Unternehmen an, die Auslieferung des weltgrößten Passagierjets A380 ab dem Jahr 2021 einzustellen - wegen mangelnder Nachfrage.

Trotz hoher Belastungen durch die Einstellung des einstigen Hoffnungsträgers konnte Airbus aber im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnsprung erzielen. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,05 Milliarden Euro und damit 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Mit weitaus größeren Problemen hat derzeit der US-Konkurrent Boeing zu kämpfen: Nach zwei Abstürzen von Boeing-Jets 737 Max 8 mit insgesamt 346 Toten steckt das Unternehmen in der Krise. Zahlreiche Länder erließen Flugverbote für Maschinen des Unglücksmodells. Derzeit laufen internationale Untersuchungen, ob möglicherweise eine fehlerhafte Technik Grund für die Unglücke ist. Auch die Frage, ob bei der Zulassung der Flieger durch die US-Luftfahrtbehörde FAA alles mit rechten Dingen zuging, ist Gegenstand von Ermittlungen.

Zudem will Indonesiens staatliche Fluggesellschaft Garuda eine milliardenschwere Bestellung über 49 Maschinen des Typs Boeing 737 Max rückgängig machen.

(APA/dpa)

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