300 Millionen für Notre-Dame: Wer sind die Großspender Arnault und Pinault?

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Gemeinsam spenden die Milliardärsfamilien Pinault und Arnault 300 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Notre-Dame. Die Geschichten zweier Unternehmer, die Frankreich prägten.

Nicht einmal ein Tag ist vergangen, seitdem die Pariser Kathedrale Notre Dame in Flammen stand. Doch noch bevor der letzte Brandherd gelöscht wurde, sagten zwei bedeutende französische Milliardärsfamilien zu, 300 Millionen Euro für den Wiederaufbau zu spenden. 

200 Millionen kommen von Bernard Arnault, Chef des Konzerns LVMH. Arnault ist ein knallharter Geschäftsmann, er sieht sich aber auch als Botschafter der französischen Kultur. Notre-Dame, so der 70-Jährige in einer Stellungnahme, sei "ein Symbol für Frankreich, seine Herkunft und französische Einigkeit".

Auch LVMH, zu dem Luxus-Marken wie Louis Vuitton und Moët gehören, stehe für Frankreich wie kaum ein anderer Konzern, sagte Arnault einmal: "Wir verkaufen ein Stück Geschichte." Geboren wurde er als Sohn eines Immobilienunternehmers und einer Pianistin nahe der belgischen Grenze. Er absolvierte die Eliteschmiede Polytechnique. Reich wurde er in den 1970er Jahren mit dem Bau von Ferienwohnungen an der Côte d’Azur. Später weitete er sein Geschäft dann auf die USA aus, wo er auch mehrere Jahre lebte. Grund für den Umzug: Der Wahlsieg der Linken im Jahr 1981. Als Arnault 1984 nach Frankreich zurückkehrte, wurde er als Retter von Christian Dior gefeiert: Er sanierte den Mutter-Konzern Boussac/Saint-Frères. Außerdem war Arnault dann am Aufstieg der Modemarke Christian Lacroix beteiligt.

Arnault, der „Wolf in Kaschmir"

Dann ging es erst richtig los: 1989 übernahm Arnault gemeinsam mit dem irischen Unternehmen Guinness und der Bank Lazard Frères die Mehrheit der Anteile an LVMH. Der weltgrößte Luxusgüterkonzern entstand erst zwei Jahre vorher durch die Fusion von Louis Vuitton und Moët Hennessy. Da es Schwierigkeiten gab, baten die Eigentümer Arnault um Hilfe. Der "Wolf in Kaschmir", wie die Franzosen Arnault damals nannten, schaffte es schlussendlich durch geschicktes Verhandeln, den Großteil der Anteile für sich zu gewinnen und wurde gegen den Willen der Vuitton- und Hennessy-Familienmitglieder Präsident des Konzerns. Heute schätzt „Forbes" sein Vermögen auf 76 Milliarden Dollar. Damit ist er nicht nur der reichste Franzose, sondern auch der reichste Europäer und der viertreichste Mensch weltweit. Arnault erklärte einmal in einem Interview: "Ich liebe es, zu gewinnen, die Nummer Eins zu sein. Geschäfte zu machen ist sehr aufregend. Der Moment, an dem man kurz davor steht, einen riesigen Deal abzuschließen, du Dir aber nicht sicher bist, ob es gelingen oder scheitern wird".

Der Multimilliardär hat gute Kontakte in die Politik, mit Präsident Emmanuel Macron soll er sich blendend verstehen. Und mit dem früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy ist er so eng befreundet, dass er sogar sein Trauzeuge war. Arnault ist außerdem ein bedeutender Kunstsammler. 2006 finanzierte seine Stiftung Louis Vuitton in Paris ein Museum für den US-Architekten Frank Gehry. 

Pinault, Milliardär und Kunstsammler

Das Interesse an Kunst teilt Arnault mit dem anderen Notre-Dame-Großspender, François Pinault. Dieser wurde sogar 2007 von der Zeitschrift „ArtReview" zur einflussreichsten Persönlichkeit der zeitgenössischen Kunst gewählt. Er besitzt eine große Sammlung mit Werken von Andy Warhol, Damien Hirst, Jeff Koons und Mark Rothko. Sie soll mehr als eine Milliarde Euro wert sein. Zu seinem Firmenimperium gehört unter anderem das Auktionshaus Christie’s.

François Pinault
François PinaultAPA/AFP/LIONEL BONAVENTURE

Die Familie Pinault war die Erste, die Spenden für Notre-Dame zusagte. 100 Millionen Euro versprach sie für den Wiederaufbau. "Diese Tragödie trifft alle Franzosen", erklärte die Familie. In solch einer Situation wolle jeder mithelfen, "schnellstmöglich diesem Juwel unseres nationalen Kulturerbes wieder Leben einzuhauchen".

Pinault, 1936 geboren in Les Champs-Géraux an der französischen Nordküste, gehörte anders als Arnault nicht von Geburt an zur französischen High Society. Sein Vater besaß ein kleines Sägewerk, in dem er mitarbeitete, nachdem er bereits mit 16 Jahren die Schule verließ. 1962 legte Pinault den Grundstein für seine Firmengruppe, die heute als Kering bekannt ist und wie LVMH zu den größten Luxusgüterkonzernen der Welt zählt. Ursprünglich handelte er aber mit Möbeln, in den 1990er Jahren expandierte er dann massiv ins Luxussegment, stand im ständigen Konkurrenzkampf mit Arnault und übernahm die Modemarken Gucci und Yves Saint Laurent.

Auch der Sportartikel-Hersteller Puma zählt zum Familienimperium. Die Familie Pinault hat laut „Forbes“ ein Vermögen von 35,1 Milliarden Dollar.

»Die Kunst auf ihre ökonomische Bedeutung zu reduzieren ist ein schrecklicher Fehler.«

François Pinault

Die Leitung seines Luxus-Imperiums übergab François Pinault bereits 2005 an seinen Sohn François-Henri, der übrigens aufgrund seiner Ehe mit Schauspielerin Salma Hayek auch immer wieder in den Klatschspalten zu finden ist.

Sein Vater kann sich seit dem Rückzug aus dem Geschäft noch mehr seiner größten Leidenschaft zu widmen, der Kunst. Vor wenigen Jahren sagte er einmal in einem Interview mit der deutschen „Zeit": "Wir befinden uns in einem unumkehrbaren Prozess des Exzesses, und wir messen den Phänomenen von Markt, Renditen und der Berichterstattung in den Medien viel zu viel Bedeutung bei. Die Kunst auf ihre ökonomische Bedeutung zu reduzieren ist ein schrecklicher Fehler." Wie das mit seiner Tätigkeit als Unternehmer zusammenpasst? Gar nicht, meint Pinault: "Meine Arbeit als Unternehmer und als Sammler folgt unterschiedlichen Flugbahnen in meinem Leben, sie sollen sich nach Möglichkeit nie überschneiden."

François-Henri Pinault mit seiner Frau Salma Hayek. Seit 2005 leitet er das Firmenimperium.
François-Henri Pinault mit seiner Frau Salma Hayek. Seit 2005 leitet er das Firmenimperium. APA/AFP/CHRIS DELMAS

Update

Am Dienstagnachmittag haben auch die Milliardärsfamilie Bettencourt-Meyers und der Kosmetikriese L'Oreal Unterstützung von insgesamt 200 Millionen Euro zugesagt.

Der französische Energiekonzern schloss sich den Großspendern mit 100 Millionen Euro an.

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