Obwohl Schuldenkrise und Sparmaßnahmen Tausende Kleinunternehmer zum Aufgeben zwangen, bleiben die Griechen ihrem Lebensstil treu. Sie haben weiterhin einen der höchsten Selbstständigenanteile in Europa.
Athen. Die Analyse der griechischen Steuererklärungen für 2017 scheint eine erstaunliche Entwicklung ans Tageslicht zu bringen: Die Zahl der Freiberufler ist seit Beginn der griechischen Schuldenkrise 2010 bis 2017 um 40 Prozent zurückgegangen, die Summe der deklarierten Einkünfte gar um 27 Milliarden Euro.
Hat es die Krise also tatsächlich zuwege gebracht, dem griechischen Lebensstil den Garaus zu machen? Den Griechen wird nachgesagt, dass sie sich nicht gern unterordnen und nach der Devise „Lieber der Erste im Dorf als der Zweite in der Stadt“ leben. Umgelegt auf die Berufswelt bedeutete das, dass es viele vorzogen, ein Kleinstunternehmen zu betreiben, als sich als Lohnabhängige zu verdingen. Die Statistik untermauert das: In keinem anderen europäischen Land war der Anteil der Selbstständigen mit einem Drittel der Beschäftigten vor der Krise so groß wie in Griechenland. Im europäischen Durchschnitt sind es gerade 14 Prozent, in Österreich elf bis zwölf Prozent.