Konkurs über Uljanik-Werft in Pula eröffnet

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Die erste der beiden Werften der angeschlagenen SchiffsbaugruppeUljanik ist offiziell pleite.

Über die Werft Uljanik in Pula, eine der beiden Werften des gleichnamigen angeschlagenen kroatischen Schiffsbauers, wurde heute (Montag) der Konkurs eröffnet. Zuvor hatte das Handelsgericht in Pazin die Entscheidung über das Konkursverfahren mehrmals vertagt, zuletzt Ende April, als ein möglicher Einstieg eines chinesischen Partners im Raum stand.

Vertreter der staatlichen chinesischen China Shipbuilding Industry Corporation (CSIC) haben vor zwei Wochen die beiden Uljanik-Werfte besucht. Inoffiziell sollen sie Interesse am Einstieg als strategischer Partner gezeigt haben, konkrete Angebote oder Vorschläge blieben bisher jedoch aus. Angeregt wurde die mögliche Rettung durch Chinesen beim Besuch des chinesischen Premierminister Li Keqiang im April.

Weil es bis heute keine Lösung für die überschuldete Werft auf dem Tisch gab, blieb dem Handelsgericht keine andere Wahl, als das Konkursverfahren zu eröffnen, berichteten kroatische Medien. Das Gericht hatte das bereits beim letzten Termin Ende April angedeutet. Die Werft hat umgerechnet knapp 20 Mio. Euro Schulden angehäuft, ihre Bankkonten sind seit mehr als 230 Tagen blockiert.

Seit Monaten keine Löhne

Nachdem die Einleitung des Konkursverfahrens innerhalb von drei Tagen offiziell wird, werden die insgesamt 1118 Mitarbeiter ihre Kündigungen erhalten, berichteten die Medien. Die Beschäftigten haben seit acht Monaten keine Löhne bekommen, die Agonie der Werft zieht sich bereits seit fast einem Jahr hin.

Mittlerweile sind schon vier kleinere Tochterunternehmen der Uljanik-Gruppe in Konkurs gegangen. Am 17. Mai soll das Handelsgericht in Pazin über die Konkurseröffnung über die Muttergesellschaft Uljanik entscheiden, vor zehn Tagen wurde diese noch vertagt. Auch die Werft "3. Mai" in Rijeka steht am Rande der Insolvenz: der nächste Termin des Handelsgerichts in Rijeka findet am 5. Juni statt, nachdem die Entscheidung im April ebenfalls vertagt wurde. Die Werft hat laut Medien rund 18 Mio. Euro Schulden.

Die Gewerkschaften bezeichneten die Konkurseröffnung über die vor 163 Jahren gegründete Werft Uljanik als Untergang der Schiffsbauindustrie in Kroatien. "Wenn Uljanik weg ist, ist auch die Schiffsbauindustrie weg", sagte der Chef der Gewerkschaft Adria, Boris Cerovac, laut Nachrichtenagentur Hina. Wenn jemand glaube, dass der Schiffsbau mit Werften in Split und Trogir erhalten werden könne, liege er sehr falsch, betonte er weiter und erklärte, Uljanik sei als einzige fähig gewesen, hochtechnologische Schiffe zu bauen. Die Gewerkschaften geben dem Staat die Schuld für das Ende dieser Industrie, weil er auf die Probleme zu lange nicht entsprechend reagiert habe.

(APA)

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