Die wichtigste Notenbank der Welt wird die Zinsen schon bald wieder senken. Die globale Geldpolitik steuert auf eine neue Ära zu. Einst in Stein gemeißelte Regeln gelten nicht mehr.
New York. Wer wissen will, was die Währungshüter dieser Welt aktuell so denken, sollte genau zuhören, wenn John Williams spricht. Als Chef des New Yorker Ablegers der Zentralbank Fed hat er ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn die wichtigste Notenbank nächste Woche über den weiteren Zinspfad berät. Entsprechend ist der Saal im Keller des „Council on Foreign Relations“ in Manhattan bis auf den letzten Platz gefüllt, als Williams vor das Mikrofon tritt: „Sehr niedrige Zinsen sind die neue Normalität“, stellt der Geldpolitiker klar.
Das mag nach einem trockenen Statement klingen. In Wahrheit kommen jene Bemerkungen, die die US-Notenbanker vergangene Woche losließen, einer der bedeutendsten Kehrtwenden in der Geschichte der globalen Geldpolitik gleich. Zunächst erklärte Fed-Chef Jerome Powell bei einer Konferenz in Chicago, dass die Zentralbank „angemessen handeln wird“, um die Konjunktur weiter anzukurbeln. Dann bestätigte Williams in New York, dass es „in den Märkten eine starke Wahrnehmung gibt, dass die Zinsen schon bald niedriger sein werden“.