Die Ökonomie der Hitze: Das Wetter ist an allem schuld

Dieser Tage fallen die Hitzerekorde in Europa.
Dieser Tage fallen die Hitzerekorde in Europa. APA/HERBERT NEUBAUER
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Zu heiß, zu nass, zu trocken. Das Wetter ist die ideale Ausrede für fehlende Gewinne und träge Mitarbeiter.

Die zweite große Hitzewelle dieses Sommers lähmt Europa. Temperaturen jenseits der 40 Grad bringen reihenweise Hitzerekorde zu Fall. Und bei den Unternehmen startet das große Wehklagen über die finanziellen Folgen der heißesten Wochen des Jahres. Die britische Modekette Superdry erklärt ihren Umsatzeinbruch etwa mit den ungewöhnlich hohen Temperaturen. Ist es zu heiß, seien die Kunden eben lieber daheim als im Geschäft. Im Vorjahr hatte die gesamte Mode-Branche die Hitze als Hauptgrund für das große Sommerloch in ihren Bilanzen entdeckt.

Aber nicht nur die Trägheit der Kunden schmälert den Gewinn der Unternehmen. Auch die Produktivität der Mitarbeiter lässt erwiesenermaßen nach. Das alleine ist keine große Überraschung. Schon Aristoteles war überzeugt, dass die Hitze die Menschen schlapp mache. Doch der Zusammenhang zwischen Wetter und Wirtschaft ist nicht so eindeutig wie gedacht.

Kühle Staaten trotzen steigenden Temperaturen

Das einstige Pauschalurteil, wonach heißere Länder stets auch ärmer sind, gilt mittlerweile als überholt. Wie sonst ließe sich das starke Wirtschaftswachstum des tropisch-schwülen Singapur erklären? Dass das Wetter einen Einfluss auf Volkswirtschaften hat, ist jedoch unbestritten. Produktivität und Ernteerträge sinken mit steigenden Temperaturen, sagt der IWF. Aber das gilt nicht immer und überall, wie Forscher vom MIT 2012 herausgefunden haben. Ein Temperaturanstieg um ein Grad führt in Entwicklungsländern demnach zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent. In kühleren Industriestaaten war kein direkter Einfluss messbar.

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