Uniqlo-Chef will Frau als Nachfolgerin

Tadashi Yanai machte den Schneiderbetrieb seines Vaters zur Weltmarke.
Tadashi Yanai machte den Schneiderbetrieb seines Vaters zur Weltmarke.(c) APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS (DANIEL LEAL-OLIVAS)
  • Drucken

Tadashi Yanai findet, eine Frau wäre besser für das Geschäft. Er hat viel vor: Uniqlo soll der größte Bekleidungskonzern der Welt werden.

Tokio/Wien. „Der Job ist besser für eine Frau geeignet“, sagte Tadashi Yanai, der Geschäftsführer des Bekleidungsriesen Uniqlo, in einem Bloomberg-Interview am Mittwoch. Der 70-jährige Milliardär findet, eine weibliche Führungskraft wäre besser für Asiens größten Bekleidungshändler.

Die Fragen zu seiner Nachfolge häufen sich mit den Geburtstagen des Branchenurgesteins. Eine heiße Kandidatin wäre Maki Akaida. Die 40-Jährige übernahm heuer das Japan-Geschäft, Uniqlos gewinnbringendste Einheit. Sie arbeitet seit 2001 für Uniqlo, betreute Läden in China und Japan und verdiente sich ihre Sporen in Sales und der Personalabteilung.

Uniqlo will an die Weltspitze

„Frauen sind hartnäckig, detailorientiert und haben einen Sinn für das Ästhetische“, sagt Yanai. Eigenschaften, die dem reichsten Mann Japans bei seinen Plänen zugute kommen sollen. Und diese sind groß: Uniqlo soll der größte Bekleidungskonzern der Welt werden. Platzhirsche wie H&M aus Schweden und die spanische Zara-Mutter Inditex sollen abgehängt werden. Das könnte bald gelingen.

Vom Schneider zur Weltmarke

Am 10. Oktober legt das Unternehmen seinen Jahresabschluss vor und rechnet zum dritten Jahr in Folge mit Rekordergebnissen. An der Börse ist die Unternehmensgruppe mit einer Marktkapitalisierung von 57 Mrd. Euro schon mehr wert als H&M (25 Mrd. Euro). Die Inditex-Aktien kommen auf einen Börsenwert von 87 Mrd. Euro. Für das Wachstum soll Uniqlo am Puls der Zeit bleiben – mit mehr Jungen und Frauen in der Belegschaft.

Mit junger Kundschaft fing alles an. Nachdem Yanai in den 1970er-Jahren in den Schneiderbetrieb seines Vaters, Hitoshi Yanai, eingestiegen war, eröffnete er einen Laden mit preiswerter Bekleidung für Buben im Teenager-Alter. Das Geschäft in Hiroshima nannte er Uniqlo, abgeleitet von „unique clothing“. Übersetzt bedeutet das „einzigartige Kleidung“.

Inzwischen ist das 1991 in Fast Retailing umbenannte Unternehmen ein Konzernriese mit rund 3300 Läden, wobei der Großteil des Geschäfts noch in Asien gemacht wird. Die bedeutendste Tochter ist bis heute Uniqlo. Weitere Vertriebsmarken sind Comptoir des Cotonniers, Cabin Co., Princess Tamtam und Foot Park. In Deutschland gibt es schon fünf Uniqlo-Läden. In Österreich wäre noch Platz – hierzulande gibt es bisher noch keine Filialen.

Yanai möchte die Frauenquote in Führungspositionen auf mehr als die Hälfe steigern. Derzeit sind bei Fast Retailing sechs Frauen in Vorstandspositionen. Damit wurde das selbst gesteckte Ziel von 30 Prozent Frauen in der Führungsriege erfüllt. Hier ist Yanai seinem Heimatland weit voraus: Japan hinkt bei der Geschlechterdiversität hinterher. Nur 4,1 Prozent der Management-Positionen in Japans börsenotierten Unternehmen sind mit Frauen besetzt, in den USA ist es ein Viertel.

In Österreich Frauen gesucht

Auch in Österreich sind Frauen in den Chefetagen selten. Nur 4,9 Prozent der Führungsriege der börsenotierten Unternehmen sind weiblich. Zuletzt hatten die Vienna Insurance Group, die BKS Bank und der Getränkekonzern Gurktaler eine Frau als Vorstandschefin oder Alleinvorständin. Seit 2018 müssen große Firmen in Österreich 30 Prozent der Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzen.

Auf einen Blick

Fast Retailing ist vor allem für seine Marke Uniqlo bekannt und überwiegend in Asien, aber auch in Europa tätig. Seit 1999 ist der Bekleidungskonzern an der Tokioter Börse notiert. Das Vermögen von Vorstandschef und Uniqlo-Gründer Tadashi Yanai beläuft sich auf 24,9 Mrd. Dollar. Er und seine Familie halten 44 Prozent am Konzern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.