Energie: OMV wartet auf den Regimewechsel im Iran

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Die Investitionspläne der OMV im Mullah-Staat liegen zwar auf Eis, sind aber keineswegs beendet. Die von der EU Anfang der Woche verschärften Sanktionen haben kaum Auswirkungen auf österreichische Unternehmen.

Wien. Die von der EU Anfang der Woche verschärften Sanktionen gegen den Iran hätten kaum Auswirkungen auf österreichische Unternehmen, sagte Außenminister Michael Spindelegger, wie „Die Presse“ berichtete. Auch die OMV habe ihre Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) für die Erschließung einer Erdgas-Parzelle im „South Pars“-Feld bereits aufgegeben und sich zurückgezogen.

Damit gibt Spindelegger die Situation allerdings nicht ganz korrekt wieder. So gibt es zur Zeit zwar keine Verhandlungsrunden zwischen der OMV und iranischen Stellen. Das offizielle Statement lautet auch: „Wir sind operativ zur Zeit nicht aktiv, und das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern.“ Die OMV hat aber weiterhin eine Repräsentanz in der iranischen Hauptstadt Teheran, um etwa bei Messen oder Veranstaltungen zum Thema Energie vor Ort sein zu können. Dabei würden sich zwangsläufig auch Gespräche mit Vertretern der iranischen Regierung oder der National Iranian Oil Company (Nioc) ergeben, heißt es.

Das Bekanntwerden der Absichtserklärung der OMV im April 2007 führte zu einem internationalen Aufschrei. Vor allem aus den USA gab es scharfe Kritik, die sogar in der Drohung mit Sanktionen mündete. Versuchte die Bush-Regierung zu diesem Zeitpunkt ja, aufgrund des iranischen Atomprogramms ein härteres Vorgehen der internationalen Gemeinschaft gegen den Mullah-Staat zu erreichen. Heimische Politiker reagierten wiederum mit Kritik an den USA. So meinte etwa die damalige Außenministerin, Ursula Plassnik: „Österreich ist nicht der 51.Bundesstaat der USA.“

Iran brachte vor allem negative Publicity

Die OMV betonte dabei von Anfang an, dass auch andere europäische Firmen wie Shell, Statoil oder Repsol im Iran tätig seien und dies auch nicht gegen bestehende UNO-Regeln verstoße. Dennoch brachte das geplante Iran-Engagement der OMV bisher vor allem negative Publicity. So wurde sie etwa zum Ziel der NGO „Stop the Bomb“, die seither bei jeder OMV-Veranstaltung Demonstrationen organisiert. Die Drohungen aus den USA versandeten inzwischen jedoch, da auch die Verhandlungen zwischen OMV und Iran zunehmend einschliefen.

Ging man anfangs noch von Ergebnissen in der zweiten Jahreshälfte 2007 aus, heißt es nun bereits seit gut zwei Jahren: „Zur Zeit keine konkreten Verhandlungen.“ Dem Vernehmen nach sind daran jedoch nicht nur die internationalen Proteste schuld, sondern auch die Forderungen der iranischen Seite bei den Gewinnanteilen, die von der OMV zu überweisen wären. Dass ein „Memorandum of Understanding“ schlussendlich zu keinem Geschäft führe, sei in Ländern außerhalb der OECD aber nicht ungewöhnlich, da die konkreten Verhandlungen sich dort oft schwierig gestalten.

Abgeschrieben hat man den Iran bei der OMV aber noch lange nicht. Lagern dort doch die zweitgrößten Gasreserven der Welt. Und auch die Nabucco-Pipeline, die unter Federführung der OMV gebaut wird und Europa mit Erdgas aus der Region um die Kaspische See versorgen soll, läuft knapp daran vorbei. Für diese sei in der Startphase aber kein Gas aus dem Iran notwendig, heißt es. Im Endausbau werde Nabucco jedoch auch iranisches Gas transportieren, sagte Nabucco-Chef Reinhard Mitschek im „Presse“-Interview. Der Kauf von Gas dürfte auch nicht unter die neuen EU-Sanktionen fallen.

In der Startphase von Nabucco soll das Gas aus der Region des Kaspischen Meeres und dem Nordirak ausreichen. Und in diese Gegend hat sich zurzeit auch das Hauptinteresse der OMV verlagert. Bei einem politischen Wechsel im Iran könnte das Land jedoch schnell ein Thema werden.

AUF EINEN BLICK

Die OMV ist durch die neuen Sanktionen der EU gegen den Iran kaum betroffen, da die Verhandlungen über die Entwicklung eines großen Gasfeldes bereits seit rund zwei Jahren eingeschlafen sind. 2007 sorgte die Absichtserklärung zwischen OMV und der staatlichen iranischen Ölgesellschaft für einen internationalen Aufschrei. Vor allem die USA kritisierten auf das Schärfste und drohten der OMV sogar mit Sanktionen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2010)

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