Weizenkrise: "Spekulanten jagen, was sich bewegt"

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FILE - In this Saturday, July 31, 2010, file photo a field of unidentified cereals burning near the (c) AP (Mikhail Metzel)
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Die größte Hitzewelle seit Jahrzehnten in Russland treibt den Preis für Weizen an. Neben Brot könnte auch Bier teurer werden, warnen Experten, die von der rasantesten Weizenrally seit 1972 sprechen.

In den vergangenen sechs Monaten hat sich Weizen so stark wie kein anderer Rohstoff verteuert. Das rufe Spekulanten auf den Plan, sagt Peter McGuire, Managing Director von CWA Global Markets, der Finanz-Nachrichteagentur "Bloomberg" zufolge: "Spekulanten dringen in den Markt vor. Sie jagen, was sich bewegt. Und ich denke, das wird die nächsten Wochen so bleiben."

"Es ist der perfekte Sturm"

Die größte Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Russland, dem drittwichtigsten Weizenproduzenten der Welt, treibt den Preis für das Getreide weiter an. Da auch Braugerste betroffen ist, warnen Experten davor, dass neben Brot auch Bier teurer werden wird.

"Einen wetterbedingten Ernteausfall in diesem Ausmaß hat Russland noch nicht gesehen", sagt Dmitrij Rylko, Generaldirektor des Instituts für Agrarmarktkonjunktur, wie "Die Presse" in ihrer Dienstagsausgabe berichtet. Der Getreide-Export Russlands droht von 22 Millionen Tonnen im Jahr 2009 auf acht Millionen Tonnen einzubrechen.

Doch auch in anderen europäischen Ländern bedroht laut "Handelsblatt" wochenlange Trockenheit die Ernten. In Kanada wiederum leiden die kanadischen Weizenfarmer unter heftigen Regenfällen. "Es ist der perfekte Sturm, alles läuft in Richtung steigender Weizenpreise", sagt Eugen Weinberg, Leiter des Rohstoff-Researchs der Commerzbank, der Zeitung zufolge.

"Rasanteste Weizenrally seit 1972/73"

Der Weizen-Future für September ist in Chicago zuletzt auf 6,775 Dollar (umgerechnet 5,18 Euro) gestiegen, was einem 22-Monats-Hoch entspricht, berichtet das "WirtschaftsBlatt".

Für die Verbraucher könnte die Weizen-Rally kostspielig werden, schreibt "Financial Times Deutschland". "Das ist die rasanteste Weizenrally seit 1972/73", sagte Gary Sharkey, Leiter Weizeneinkauf bei dem britischen Lebensmittelkonzern Premier Foods. "Die Industrie wird einen Anstieg des Weizenpreises von 50 Prozent nicht ignorieren können."

"Investoren stürmen blind den Markt

Der Zeitung zufolge warnt Shawn McCambridge, Getreideanalyst bei Prudential Bache, vor dem riskanten Spiel der Spekulanten: "Jeder will an der nächsten Rally teilhaben. Deshalb stürmen die Investoren blind den Markt und erhöhen ihre Kaufpositionen."

(phu)

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