Madoff-Sohn begeht Selbstmord

Ein Sohn des Milliardenbetrügers hat sich genau zwei Jahre nach der Beichte seines Vaters erhängt.

Ein Sohn des verurteilten Milliardenbetrügers Bernard Madoff hat laut US-Medienberichten Selbstmord begangen. Mark Madoff sei am Samstag erhängt in seiner New Yorker Wohnung aufgefunden worden, berichteten unter anderem die "New York Post" und der Sender "NBC New York" unter Berufung auf Polizeikreise. Vor genau zwei Jahren hatte Madoff den Betrug seinen beiden Söhnen offenbart und war auf deren Hinweis hin festgenommen worden.

Mark Madoff, dessen Alter von verschiedenen Quellen mit 45 oder 46 Jahren angegeben wird, sei von seinem Schwiegervater tot aufgefunden worden, schrieb die "New York Post". Mit in seiner Wohnung sei auch sein zweijähriges Kind gewesen. Seine Frau sei gerade mit einem weiteren Kind des Paares in Florida. Laut den Polizeikreisen ist kein Abschiedsbrief gefunden worden. Schon früher hatte es geheißen, Mark sei über den jahrzehntelangen Betrug seines Vaters sehr verbittert gewesen.

Die beiden Madoff-Söhne Mark und Andrew hatten zwar in der Firma ihres Vaters gearbeitet, sollen aber von dem gewaltigen Schneeball- System keine Ahnung gehabt haben. Gegen sie wurde nicht ermittelt. Allerdings wurden sie von dem Treuhänder verklagt, der versucht, Geld für Madoffs Opfer zu sammeln.

Die Frau des 46-Jährigen bat im Frühjahr ein Gericht um die Genehmigung, ihren Nachnamen und die Nachnamen ihrer Kinder ändern zu dürfen. Zur Begründung sagte sie, sie und ihre Familie hätten Drohungen erhalten und seien durch den Skandal gedemütigt worden.

Madoffs Firma hatte auf dem Papier ein Volumen von mehr als 60 Milliarden Dollar - tatsächlich war jedoch kaum etwas da, weil der Finanzier die Gewinner früherer Kunden einfach mit den Investitionen der nächsten Anleger bezahlt hatte. Nach jüngsten Schätzungen soll Madoff über Jahre bei mehreren tausend Investoren rund 20 Milliarden Dollar eingesammelt. Es war der größte Wirtschaftsbetrug der Geschichte. Der 72-Jährige wurde im Juni 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe sitzt er in einem Bundesgefängnis in North Carolina ab.

Am Samstag lief auch die Frist ab, bis zu der Madoff-Treuhänder Irving Picard Geld von mutmaßlichen Nutznießern des Betrugssystems zurückfordern konnte. Zum Schluss feuerte Picard seine bisher größte Klage ab: Von der österreichischen Bankerin Sonja Kohn verlangt er 19,6 Milliarden Dollar. Er wirft ihr in einer Klage vor, über Jahrzehnte wissentlich Investoren an Madoff weitervermittelt und dafür Millionen an Provisionszahlungen kassiert zu haben.

Insgesamt haben Picards Klagen gegen diverse Finanzunternehmen inzwischen ein Volumen von rund 50 Milliarden Dollar erreicht. Mehr als 100 Klagen sind bereits anhängig. Unter den Beklagten sind bekannte Namen wie die britische HSBC oder der US-amerikanische Branchenriese JP Morgan. Bisher hat der 69-jährige Jurist etwa 2,6 Milliarden Dollar für Madoffs Opfer zusammengekratzt. Laut "New York Times" trauen ihm informierte Personen zu, insgesamt um die zehn Milliarden Dollar einzutreiben - das wäre immerhin etwa die Hälfte der verlorenen ursprünglichen Investitionen.

(Ag.)

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