Die Wall Street giert nach einem Stück von Facebook

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Nach dem Einstieg von Goldman Sachs ist das Unternehmen 50 Mrd. US-Dollar wert. Facebook ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Die Investoren interessieren sich auch für viele andere Internet-Unternehmen.

Wien. „Noch muss niemand die Luft anhalten“, sagte Mark Zuckerberg vor wenigen Wochen auf die Frage, wann er Facebook endlich an die Börse bringen wolle. Noch hat der 26-Jährige offenbar anderes im Sinn, als vierteljährlich genaue Finanzdaten an jene zu liefern, die in das weltgrößte soziale Netzwerk im Internet investieren.

Über Geldmangel muss der Facebook-Gründer deswegen aber noch lange nicht klagen. Denn die Zeiten, in denen sich die Wall Street erst für Internet-Unternehmen zu interessieren begann, wenn diese schon am Sprung an die Börse waren, sind vorbei.

Im Jahr 2011 hat sich der Erfolg von Facebook sogar bis in die Chefetagen bei Goldman Sachs herumgesprochen, einer der legendärsten Investmentbanken in den USA. Gemeinsam mit der russischen Beteiligungsgruppe Digital Sky Technologies hat Goldman Sachs eben 500 Mio. Dollar (376 Mio. Euro) in das Unternehmen gepumpt, berichtet die „New York Times“.

Damit wird das Netzwerk, das mittlerweile auf 700 Millionen Mitglieder angewachsen sein soll, mit 50 Mrd. Dollar bewertet. Knapp sieben Jahre nach seiner Gründung wäre Facebook damit bereits mehr wert als das Online-Auktionshaus Ebay, Yahoo oder Time Warner.

Facebook ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Im Windschatten des Social-Media-Giganten stoßen nun auch viele andere Internet-Unternehmen, die Vergleichbares versprechen, auf reges Interesse der Investoren.

Ob Facebook, Zynga, Twitter oder Groupon; Jedes dieser Unternehmen setzt in seinem Geschäftsmodell auf das Vernetzen von Menschen via Internet. Und jedes ist bereits Milliarden Dollar wert. Seit Juni 2010 stieg der Wert der elf größten Social-Media-Unternehmen im Internet um 54 Prozent an– laut einer aktuellen Studie, die das Marktforschungsunternehmen Nyppex im Dezember publiziert hat. Facebooks Wert wurde damals auf 41,2 Mrd. Dollar geschätzt. Schon das hätte ein sattes Plus von 56 Prozent bedeutet.

SEC untersucht Facebook-Deals

Die Spieleschmiede Zynga wäre fünf Mrd. Dollar wert. Der Online-Kuponanbieter Groupon vervierfachte seinen Wert auf 4,8 Mrd., Twitter verdoppelte auf 3,7 Mrd. Dollar. Erste Investoren warnen bereits vor einer neuen Dotcom-Blase. Sorgen machen dabei nicht die Größen der Branche wie Facebook, das allein im Vorjahr 1,8 Mrd. Dollar Umsatz und etliche hundert Mio. Dollar Gewinn erwirtschaftet hat. Die beginnende Blase zeige sich eher bei vielen kleinen Unternehmen, die kaum Neues bieten und am Sekundärmarkt dennoch Millionen Dollar kassieren.

Auch die US-Börsenaufsicht SEC beäugt das rege Treiben auf dem Sekundärmarkt mit besonderer Aufmerksamkeit. Eine Untersuchung soll klären, was hinter den stark steigenden Preisen für Anteile von Facebook, Twitter, Zynga und LinkedIn steckt. Die SEC vermutet, dass Zuckerberg und Co sich auf den privaten Markt zurückziehen, um den strengen Veröffentlichungspflichten an der Börse zu entkommen. Der Facebook-Gründer hatte einen möglichen Börsegang bei jüngsten Interviews in immer weitere Ferne verschoben. „Frühestens 2012“, hieß es zuletzt. Der Einstieg von Goldman Sachs könnte den Druck auf Facebook erhöhen, bald mit den Börseplänen ernst zu machen. Schon Google und Microsoft gingen erst dann an die Börse, als die Nachfrage nach den Unternehmen zu groß geworden war.

Winklevoss-Zwillinge klagen neu

Bis es auch bei Facebook so weit ist, kann sich Mark Zuckerberg zumindest darüber freuen, dass er quasi über Nacht doppelt so reich geworden ist. Zuletzt schätzte „Forbes“ das Vermögen des Jungmilliardärs auf 6,9 Mrd. Dollar. Damals war Facebook 23 Mrd. Dollar wert.

Das weckt auch Begehrlichkeiten bei alten Rivalen: den Zwillingen Tyler und Cameron Winklevoss. Die beiden ehemaligen Harvard-Studenten behaupten, Zuckerberg hätte ihnen die Idee für Facebook gestohlen. 2008 bekamen sie in einem Vergleich 20 Mio. Dollar in bar und 45 Mio. Dollar in Form von Facebook-Anteilen zugesprochen. Jetzt wollen sie laut „New York Times“ ihren Anteil zurückgeben und neu klagen.

Facebook sei zur Zeit der Verhandlung falsch bewertet gewesen, argumentieren sie heute. Statt 1,25 Millionen Anteile, die heute 140 Mio. Dollar wert sind, stünden ihnen fünf Millionen Anteile und damit geschätzte 560 Mio. Dollar zu. Vor einem Gericht in San Francisco wollen die streitbaren Zwillinge den Fall neu aufrollen. Sie fordern ein größeres Stück von einem größeren Kuchen – riskieren dabei aber, komplett leer auszugehen.

Auf einen Blick

Goldman Sachs steigt gemeinsam mit einem russischen Investor beim sozialen Netzwerk Facebook ein. Goldman Sachs bringt 500 Mio. Dollar in das erst sieben Jahre alte Unternehmen ein, das damit bereits höher bewertet wird als Ebay oder Time Warner.

An einen Börsegang will Mark Zuckerberg jedoch auch weiterhin nicht vor 2012 denken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2011)

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