Nach Japan-Beben: Autofirmen haben ein Lackproblem

Japan Engpaesse glitzernden AutolackPigmenten
Japan Engpaesse glitzernden AutolackPigmenten(c) Reuters (John Gress)
  • Drucken

Chrysler, Toyota, GM und Ford nutzen in ihren Autolacken ein Pigment, das weltweit nur in einem Werk nahe des AKWs Fukushima produziert wird.

"Jeder Kunde kann sein Auto in jeder Farbe haben, die er wünscht - solange sie schwarz ist", soll Autopionier Henry Ford einmal gesagt haben. Nach der Katastrophe in Japan erweist sich das allerdings als gar nicht so einfach. Denn die Autoindustrie leidet unter Engpässen bei speziellen Fahrzeuglack-Pigmenten. Hersteller wie Ford, BMW, Chrysler, Volkswagen, Toyota und General Motors nutzen in ihren Autolacken ein Pigment mit dem Namen "Xirallic", das weltweit nur in einem Werk - rund 40 Kilometer vom Unglücksmeiler Fukushima entfernt - produziert wird.

Das Chemiewerk, das vom deutschen Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck betrieben wird, wurde im Zuge der Katastrophe evakuiert. "Wir können deshalb einfach nicht sagen, wann wir die Produktion dort wieder aufnehmen können", sagte ein Unternehmenssprecher. Die 140 Mitarbeiter des Werks hat Merck wegen der Starahlenbelastung und der unsicheren Lage in dem Kraftwerk bereits abgezogen, berichtet das "Handelsblatt".

Ford verlangsamt seine Produktion

Der US-Konzern Chrysler hatte Händlern bereits mitgeteilt, es gebe bei Fahrzeugen in zehn Farben Auftragsbeschränkungen - darunter zwei Schwarz- und drei Rottöne. Einer Chrysler-Sprecherin zufolge ist dies eine Vorsichtsmaßnahme. Auch andere Farbtöne seien von dem Ausfall betroffen.

Xirallic-Pigmente

Xirallic-Pigmente basieren auf Aluminiumoxyd-Plättchen, die mit hochbrechenden Metalloxyden beschichtet werden. Die Pigmente erzeugen in Fahrzeuglacken einen starken Glitzereffekt, hohe Farbstärke und einen kräftigen Glanz. Durch Sonnenlicht soll der Effekt noch verstärkt werden.

Konkurrent Ford verlangsamt unterdessen seine Produktion von Fahrzeugen in "Tuxedo black" und drei Rotvariationen. Große Pick-Ups und SUVs wie die Modelle Expedition, Navigator oder der Bestseller F-150 können gar nicht mehr in schwarz bestellt werden, schreibt das "Handelsblatt". Auch Rottöne werden knapp. Einem Ford-Sprecher zufolge prüft der Konzern, ob nicht auch andere Pigmente für den speziellen Glanz-Effekt von "Xirallic" sorgen können.

Auch der japanische Toyota-Konzern nutzt das Merck-Pigment. Soweit er wisse gebe es aber keine Auftragsbeschränkungen, sagte ein Sprecher.

Verlagerung in anderes Werk schwierig

Nach Auskunft von Merck ist es schwierig, die Produktion in ein anderes Werk zu verlagern. Nach Reparaturarbeiten werde es etwa vier bis acht Wochen dauern, bis die Produktion wieder aufgenommen werden könne.

Die wirtschaftlichen Folgen für Merck selbst dürften eher gering sein. 2010 hat Merck mit seiner gesamten Pigment-Sparte - Xirallic ist nur ein Produkt davon - laut "Handelsblatt" einen Umsatz von 325 Millionen Euro erzielt, bei einem Konzernumsatz in Höhe von 9,3 Milliarden Euro.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Damaged cars are seen at an area that was devastated by the March 11 earthquake and tsunami, in Watar
International

Kreditwürdigkeit: "Negativer" Ausblick für Japan

Standard & Poor's stuft den Ausblick für Japan herunter. Grund sind die Kosten zur Beseitigung der Schäden des Erdbebens und des Tsunamis.
A destroyed professional Canon SLR photo camera is photographed in a house damaged by an earthquake a
International

Canon leidet unter den Folgen des Japan-Bebens

Der Gewinn der weltgrößten Digitalkamera-Herstellers sinkt im ersten Quartal um fünf Prozent. Canon hat massive Zulieferprobleme.
Japans Autoproduktion halbiert
International

Japans Autoproduktion halbiert

Wegen des Erdbeebens und Tsunamis sind von den Bändern japanischer Autohersteller im März weniger als halb so viele Autos gelaufen wie noch vor einem Jahr. Engpässe gibt es vor allem bei den Zulieferern.
Beben könnte Toyota vom Thron stürzen
International

Beben könnte Toyota vom Thron stürzen

Im vergangenen Jahr verkauften die Japaner 8,42 Millionen Autos, General Motors 8,39 Millionen und Volkswagen 7,2 Millionen. Wegen der Produktionsausfälle droht dem japanischen Konzern ein Abrutschen.
A car delivered from Japan is seen behind a sign at the port of Russias far eastern city of Vladivoss far eastern city of Vladivos
International

Japan: Exportautos werden auf Radioaktivität geprüft

Bevor die Autos verladen werden, wird die Strahlung im Fahrzeuginneren sowie an den Reifen gemessen, teilt der japanische Autoverband mit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.