Erstes Handelsdefizit für China seit sieben Jahren

Erstes Handelsdefizit fuer China
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Im ersten Quartal importierte China erstmals seit 2004 mehr Waren als es ausführte. Hauptgrund waren gestiegene Rohstoffpreise. Im Gesamtjahr dürfte es wieder einen Exportüberschuss geben.

Wien/Bloomberg/Dow jones. Der in den vergangenen Wochen rasant gestiegene Ölpreis und die weltweite Verteuerung von Eisenerz gingen an der chinesischen Handelsbilanz nicht spurlos vorüber. Das energiehungrige Land, das selbst nur über wenige Rohstoffe verfügt, musste aufgrund dieser Importe im ersten Quartal erstmals seit 2004 ein Handelsbilanzdefizit hinnehmen. Die chinesische Wirtschaft führte um eine Mrd. Dollar (690 Mio. Euro) mehr ein, als sie exportierte.

Eine stärkere Inlandsnachfrage führte etwa bei Öl zu einer mengenmäßigen Zunahme um zwölf Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2010. Aufgrund der Preissteigerung mussten die Chinesen mit 43,7 Mrd. Dollar dafür jedoch um fast 40 Prozent mehr zahlen als im Jahr zuvor. Noch drastischer war die Entwicklung beim Eisenerz. Dort stieg die importierte Menge um 14,4 Prozent, die Kosten erhöhten sich jedoch um 82,5 Prozent auf 27,7 Mrd. Dollar. In Summe importierte China in den ersten drei Monaten Waren im Wert von 400,7 Mrd. Dollar – um rund 32,6 Prozent mehr als 2010.

Im März bereits wieder Exportüberschuss

Für das Gesamtjahr erwarten Analysten jedoch auf jeden Fall wieder einen Exportüberschuss Chinas. Bereits im März lagen die Exporte um 140 Mio. Dollar über den Importen. Der Grund dafür ist, dass chinesische Firmen vor allem in den ersten beiden Monaten des Jahres große Mengen an Rohstoffen kaufen, die sie im Jahresverlauf zu Waren verarbeiten. Auch im Frühjahr 2010 folgten einem – damals nur einmonatigen – Handelsbilanzdefizit in den Folgemonaten laufend Überschüsse.

Allerdings dürfte im Gesamtjahr der Handelsüberschuss unter den 183 Mrd. Dollar des Vorjahres liegen. Shen Jianguang, Analyst bei der Hongkonger Mizuho Securities Asia, rechnet sogar mit weniger als 150Mrd. Dollar. Im Rekordjahr 2008 führte China noch Waren im Wert von 295 Mrd. Dollar mehr aus, als es importierte.

Auswirkungen dürfte diese Entwicklung auch auf den Währungsstreit zwischen China und dem Westen haben. Die USA und Europa werfen den Chinesen schon seit Längerem vor, dass sie den Yuan künstlich billig halten, um ihren Waren auf dem Weltmarkt einen „unfairen“ Preisvorteil zu ermöglichen. Durch die zunehmende Bedeutung der „importierten Inflation“ in China, ist es nun auch für das Land interessanter, mit einer Anhebung des Yuan gegenzusteuern. Analysten erwarten daher, dass die chinesische Währung heuer um sechs Prozent gegenüber dem Dollar zulegen wird. 2010 gewann der Yuan vier Prozent an Wert dazu. In der Vorwoche stand er auf einem 17-Jahres-Hoch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2011)

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