Italiens "Super-Mario" Draghi im Porträt

Mario Draghi
Mario DraghiEPA (Wolfgang Kumm)
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Der Finanzexperte Mario Draghi konnte das Image der italienischen Notenbank retten - und war schon als Berlusconi-Nachfolger im Gespräch.

Mario Draghi (63), erklimmt den Gipfel einer beachtlichen Karriere. Seit 2006 steht der Bank- und Finanzexperte vor allem für die Image-Rettung der zuvor von einem Skandal erschütterten italienischen Notenbank. Sein Vorgänger an deren Spitze, Antonio Fazio, hatte wegen einer Affäre um Insidergeschäfte und Marktmanipulation den Hut nehmen müssen.

Der weltoffene Draghi galt als bestens geeignet, den beschädigten Ruf des "Geldstandorts Italien" aufzupolieren - nun scheint er geeignet, an zentraler Stelle die Bedrohung für den Euro durch die Griechenland-Krise mit zu meistern.

Der Name Draghi fiel zudem in Italien vor Monaten auch in der Politik: Weil Ministerpräsident Silvio Berlusconi stark angeschlagen ist, von Sexaffären eingeholt und ohne Mehrheit im Parlament, kam neben anderen auch Draghi als möglicher Nachfolger ins Gespräch. Immerhin könnte das hoch verschuldete Land einen finanzpolitisch versierten Mann im Regierungspalast Chigi recht gut gebrauchen.

Italien steht hinter Draghi

Im Wettkampf um den Spitzenposten der Zentralbank stand Italien hinter Draghi. Auch wenn ihm einige Spannungen mit Wirtschaftsminister Giulio Tremonti nachgesagt wurden, fehlt es Rom doch in Zeiten der grotesken Krisen um seinen Regierungschef seit längerem schmerzhaft an Reputation auf der europäischen Ebene. Und Draghi ist ein Mann, der Position gegen Protektionismus und politische Einflussnahme bezieht - wichtig für die EZB, deren Präsidenten sich bisher nicht scheuten, der Politik öffentlich Kontra zu geben.

Der passionierte Bergsteiger und zweifache Vater studierte an der römischen Sapienza-Universität. Den Doktor in Wirtschaftswissenschaften machte er am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Von 1984 bis 1990 war er Exekutivdirektor der Weltbank. Als Vizepräsident von Goldman Sachs in London erwarb er sich den Spitznamen "Super-Mario". Um einen Interessenskonflikt zu vermeiden, verkaufte er seine Goldman-Sachs-Anteile, als er im Februar 2006 das Chefamt der italienischen Zentralbank ("Banca d'Italia") übernahm.

(APA)

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