Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 0,2 Prozent. Auch die Banken kämpfen mit Problemen und müssen Personal abbauen.
Eine hohe Inflation, ängstliche Konsumenten und das Nachlassen der Exportnachfrage: Mit Großbritanniens Wirtschaft steht es derzeit nicht zum Besten. Als das britische Statistikamt kürzlich vermeldete, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal nur um 0,2 Prozent zum Vorquartal gewachsen ist, warnte Martin Weale von der Bank oft England vor einem Rückfall in die Rezession. Es wäre naiv zu glauben, dass die Wirtschaft nicht nahe an einem „Double Dip“ stehe, warnte der Notenbanker. Ende 2010 war die Wirtschaft um 0,5 Prozent geschrumpft.
Sparpaket bremst den Konsum. Um der schwachen Konjunktur nicht noch einen weiteren Dämpfer zu versetzen, beließ die Notenbank den Leitzinssatz bei 0,5 Prozent. Die Inflation, die derzeit bei 4,5 Prozent liegt, scheint das kleinere Problem zu sein. Die Briten halten sich mit dem Konsum ohnehin zurück, seit die Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn von 17,5 auf 20 Prozent angehoben wurde. Hinzu kommt ein Sparpaket, mit dem 81 Mrd. Pfund (92 Mrd. Euro) eingespart werden sollen. Dafür wurden Stellen im Staatsdienst gestrichen und Sozial- und Familienbeihilfe gekürzt.
Den britischen Banken macht indes nicht nur ihre Vernetzung mit Europa zu schaffen, sondern auch das schlechte Geschäft in den USA. So kündigte der Vorstand der HSBC kürzlich an, insgesamt 25.000 Mitarbeiter weltweit abbauen zu wollen, das entspricht einem Zehntel der Belegschaft. Vor allem in den USA will man Filialen schließen, aus dem Kreditkartengeschäft will man sich dort ganz zurückziehen. Auch die Bank Barclays, deren Vorsteuergewinn im ersten Halbjahr wegen des schwachen Investmentbankings stark gesunken ist, kündigte den Abbau von 3000 Stellen an.
Der britische Aktienindex FTSE-100 konnte sich in den vergangenen Tagen dem Börseneinbruch nicht entziehen. Seit einem Jahr gibt es nun ein Minus von mehr als zwei Prozent. Damit hielt sich der FTSE noch besser als der gesamteuropäische Eurostoxx, der um 15 Prozent nachgab. b.l.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2011)