Top-Ökonomen schelten Rösler für Griechenland-Aussagen

Führende deutsche Wirtschaftsexperten kritiseren Vizekanzler Rösler
Führende deutsche Wirtschaftsexperten kritiseren Vizekanzler Rösler(c) dapd (Oliver Lang)
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Führende Wirtschaftsexperten halten die Gedankenspiele von Vizekanzler Rösler über einen Staatsbankrott der Griechen für unverantwortlich.

Führende deutsche Wirtschaftsexperten haben die öffentlichen Gedankenspiele von Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) über einen Staatsbankrott Griechenlands als unverantwortlich kritisiert. "In der gegenwärtigen Situation kann Politik nicht öffentlich über alles philosophieren, was einem so einfällt", sagte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, "Handelsblatt Online".

Vorschläge, die nicht zu Ende gedacht seien und deren Wirkungen nicht bedacht und ohne überzeugende Begründung als der rettende Ausweg bewertet würden, seien kein sinnvoller Beitrag zur Debatte. Nirgends sei zu erfahren, welche Probleme durch eine Insolvenz gelöst würden, und es werde verschwiegen, welche so entstehen könnten.

Aussagen verstärken Unsicherheit

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, bewertete die Debatte zwar prinzipiell als notwendig. "Entscheidend ist aber, wer sie führt und wie sie geführt wird", sagte Horn dem Online-Portal. "Wenn verantwortliche Regierungsmitglieder die bisherige Strategie der Bundesregierung infrage stellen, dann rufen sie verstärkte Unsicherheit in einem ohnehin verunsicherten Umfeld hervor", warnte der IMK-Chef. "Das ist der Stoff, aus dem Finanzmarktkrisen entstehen." Dies gelte umso mehr, wenn Vorschläge gemacht würden, die offensichtlich noch nicht zu Ende gedacht seien. Dazu zähle die Forderung nach einer geordneten Insolvenz Griechenlands, ohne dass es bisher auch nur Ansätze einer gültigen Insolvenzordnung gebe.

Mit Rösler hatte erstmals ein Mitglied der Bundesregierung eine Staatspleite Griechenlands ins Gespräch gebracht. Der Wirtschaftsminister nannte eine geordnete Insolvenz denkbar, wenn dafür die Instrumente zur Verfügung stünden. Rösler verteidigte seine Äußerungen im "Tagesspiegel" (Donnerstagsausgabe): "Gerade in meinem Amt muss ich offen sprechen." Die Menschen würden Ehrlichkeit erwarten. Man müsse ihnen sagen, was passieren könne, wenn Griechenland seine Reformzusagen nicht einhalte.

(APA/Ag.)

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