Übermächtige Onlinegegner: Thalia könnte verkauft werden

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Der deutsche Mutterkonzern Douglas will sich offenbar auf Parfümerien konzentrieren. Thalia Österreich sagt: „Wir sind profitabel.“ Der Umsatz sei im abgelaufenen Geschäftsjahr um 5,6 Prozent gesteigert worden.

Wien/JUK. Für den Buchhändler Thalia geht es Schlag auf Schlag. Der deutsche Douglas-Konzern, der neben der Parfümeriekette auch die Buchhandelskette unter seinem Dach birgt, soll konkrete Pläne hegen, Thalia zu verkaufen, wie die „Financial Times Deutschland“ berichtet.

Demnach plane die Douglas-Gründerfamilie Kreke, die derzeit 12,6 Prozent an der Douglas Holding hält, diese gemeinsam mit der Oetker-Gruppe (25,8 Prozent) mithilfe eines Finanzinvestors komplett zu übernehmen. Ist dies erfolgt, würde das Unternehmen von der Börse genommen und zerschlagen, erzählt ein Insider.

Ziel sei, „dass sich Douglas künftig auf das Parfümeriegeschäft konzentriert und die anderen Teile wie die Buchkette Thalia und die Juwelierkette Christ verkauft“. Bei Douglas gab es dafür noch keine Bestätigung – man sei derzeit erst in der „Konzeptphase“.

Kleinere Flächen geplant

Erst am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz hatte Konzernchef Henning Kreke ein Restrukturierungsprogramm angekündigt. Douglas habe die Konkurrenz durch das Internet unterschätzt.

40 bis 50 Prozent des Umsatzes dürften bei Thalia mittelfristig in den Onlineshop abwandern. Deutlich zu viel, wenn man in Betracht zieht, dass der Buchhändler zuvor sehr viel Geld in den Bau riesiger Filialen gesteckt hat – die sich nun nicht mehr rentieren.

Es sei daher geplant, die Filialen auf die Größe von maximal 600 Quadratmetern zu verkleinern und eventuell Teile der Flächen an Untermieter weiterzureichen. In Österreich hat der Flagshipstore in der Wiener Mariahilfer Straße eine Fläche von 2500 Quadratmetern. Personalabbau schloss Douglas-Chef Kreke ebenfalls nicht aus.

Ob auch in Österreich die Notwendigkeit besteht, Filialen zu verkleinern, ist bisher nicht bekannt. Der Konzern spricht davon, erst in einer „Analysephase“ zu sein. Thalia Österreich weist darauf hin, dass die Kette mit ihren 36 Filialen  in Österreich über eine „ausgezeichnete Ergebnissituation“ verfüge. Der Umsatz sei im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) um 5,6 Prozent auf 148,5 Mio. Euro gesteigert worden.

Freilich stöhnt auch die Österreich-Tochter unter Amazon & Co. „Der Wettbewerb spielt sich online ab“, sagte Thalia-Österreich-Chef Josef Pretzl erst kürzlich zur „Presse“. Entsprechenden Wert legte er kurz vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts auf die Aussage, dass Thalia – ebenso wie andere österreichische Händler – online bestellte Bücher innerhalb eines Tages an den Kunden liefern könnten – die Waffe der heimischen Händler gegen den Riesen Amazon, der Pakete  in  Deutschland aufgibt.

15 Prozent Umsatz im Internet

Der Buchhandel in Österreich setzt 15 Prozent seines Gesamtumsatzes mit dem Internet um, sagt Branchensprecher Gerald Schantin, der die heimische Kette Morawa betreibt.

Die Umsätze im stationären Handel würden bei Morawa stagnieren, Lohn- und Energiekosten dagegen steigen, was auf die Erträge drücke. Doch: „Morawa hat kleinere Flächen, daher sind die Auswirkungen nicht so dramatisch.“ Auch seine Kette betreibe in Graz ein Geschäft mit 2200 Quadratmetern. Der Großteil der 17 Filialen sei mit 300 bis 400 Quadratmetern Fläche jedoch viel kleiner.

Erst im vergangenen Jahr hat die Onlinekonkurrenz den zweitgrößten US-Buchhändler Borders in die Pleite rutschen lassen.

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