Protest gegen Ölsuche in der Arktis

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Symbolbild(c) AP (Jonathan Hayward)
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Der Mineralölkonzern Shell plant Probebohrungen im Arktischen Ozean. Dort werden Milliarden Fass Öl und große Mengen an Gas vermutet. Umweltschützer versuchen jedoch, die Suche nach Rohstoffen zu verhindern.

Ottawa .Der Protest gegen die Ölsuche im Arktischen Ozean beginnt in der Ostsee. Dort versuchten Greenpeace-Aktivisten Ende der Vorwoche vor der deutschen Insel Rügen die Fahrt des Eisbrechers Nordica zu stoppen. Das Schiff soll Teil einer Flotte des Mineralölkonzerns Shell sein, der im Sommer im Arktischen Ozean nach Öl suchen will. Auch in den USA wenden sich zuletzt vermehrt Umweltorganisationen gegen die Probebohrungen in Tschuktschen- und Beaufortsee, da sie Gefahren für das fragile Ökosystem des Eismeeres sehen.

„Diese Region, die eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Klimas unseres Planeten spielt, schmilzt vor unseren Augen, dennoch wird diese Tragödie von der Ölindustrie als Möglichkeit gesehen, Geschäfte zu machen“, begründete Mads Flarup Christensen von Greenpeace Nordic die Aktion, bei der Mitglieder von Greenpeace in den Weg der Nordica schwammen und sie vorübergehend an der Weiterfahrt hinderten. Das Schiff konnte unter Schutz der dänischen Küstenwache seine Fahrt fortsetzen.

20 Jahre keine Exploration

Shell will in diesem Sommer in der Tschuktschensee zwischen Alaska und Sibirien und in der Beaufortsee vor Alaska Probebohrungen vornehmen, nachdem im Arktischen Ozean 20 Jahre lang nahezu völlig auf Explorationsarbeiten verzichtet worden war. Im Meer vor Alaska werden mehrere Milliarden Barrel Öl und große Mengen Gases vermutet. Umweltschützer fürchten, Shells Vorhaben könnte den Startschuss für einen massiven Ansturm auf Eismeer-Öl darstellen.

Shell Gulf of Mexico Inc. hatte im vergangenen Jahr die grundsätzliche Genehmigung des US-„Bureau of Ocean Energy Management“ (BOEM) für die Probebohrungen erhalten. Im Frühjahr billigte das US-Innenministerium dann auch die Notfallpläne von Shell für den Fall von Ölunglücken bei den Bohrungen. Die Förderlizenzen hatte Shell bei einer Auktion im Jahr 2008 erworben. Die Genehmigung der Notfallpläne bezeichnete Shell als einen wichtigen Meilenstein im Genehmigungsverfahren. Dies stärke die Zuversicht, „dass die Bohrungen in den flachen Gewässern vor Alaska in diesem Sommer beginnen können“. Das Projekt entspreche den hohen Standards des US-Innenministeriums für die Offshore-Ölsuche.

Diese Ansicht teilen die Umweltschutzorganisationen nicht. Sie fürchten, dass Shell nicht in der Lage sein werde, nach einer Ölpest das Öl in eisführenden Gewässern wieder einzusammeln. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama ignoriere die „enormen Risken“, die mit der Öffnung des Arktischen Ozeans für Ölbohrungen verbunden seien, meint Miyoko Skashita vom Center for Biological Diversity. Auch die Alaska Wilderness League wirft dem Präsidenten vor, Fakten zu missachten, indem er grünes Licht für die Probebohrungen gebe. Die Pew Environment Group machte in der vergangenen Woche am Rande einer internationalen Polarkonferenz in Montreal auf die Risken aufmerksam, die mit dieser Ölsuche verbunden sind. „Amerikas Arktischer Ozean ist Heimat eines der am wenigsten gestörten großen Meeres-Ökosysteme“, meint Pew. Der Rückgang des Meereises öffne den Ozean für die Öl- und Gassuche und den Schiffsverkehr. Diese Aktivitäten brächten aber das Risiko von Ölverseuchungen. Dies könne den Lebensraum von Eisbären, Walen, Robben und Vögeln ruinieren.

Rückgang des Meereises

Mit dem Rückgang des Sommer-Meereises durch Klimaveränderungen und der wachsenden Nachfrage nach Öl ist das Interesse an der Ölförderung im Bereich des Kontinentalschelfs gestiegen. Öl wird in Alaska bisher vor allem auf dem Land oder sehr nahe an der Küste gefördert. Nun will Shell aufs Meer hinausgehen. Das Explorationsgebiet in der Tschuktschensee liegt etwa 110 Kilometer von der Küste entfernt, aber immer noch in einer geringen Wassertiefe von nur 40 bis 50 Meter. Im Kontinentalschelf Alaskas vermutet das BOEM unentdeckte, technisch abbaubare Ölreserven in der Größenordnung von 26 Milliarden Barrel und Gasreserven von 3,7 Billionen Kubikmeter.

Während Shell erklärt, es habe ohne Zwischenfälle in der Vergangenheit mehr als 35 Ölbohrungen im Meer bei Alaska ausgeführt, blicken die Kritiker auf das Desaster der BP-Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010. „Die hässliche Wahrheit“ sei, dass sich seitdem nur wenig verändert habe und Offshore-Bohrungen weiter gefährlich seien, sagt Lois Epstein von der Wilderness Society in Anchorage. Umweltschützer fürchten verheerende Folgen für das Ökosystem, wenn sich Öl im und unter dem Eis ausdehnt. Den Ölunternehmen sollte daher nicht erlaubt werden, ihre „gefährlichen Pläne für Bohrungen in unberührten Gebieten fortzusetzen“.

Auf einen Blick

Der Ölkonzern Shell will noch im Sommer mit Probebohrungen in der Arktis beginnen. Im Kontinentalschelf Alaskas werden Ölreserven von 26 Mrd. Barrel und Gasreserven von 3,7 Billionen Kubikmeter vermutet.
Umweltschützer sehen Gefahren für das fragile Ökosystem und werfen der US-Regierung vor, die „enormen Risken“, die mit der Öffnung des Arktischen Ozeans für Ölbohrungen verbunden seien, zu ignorieren.

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