Wen es in die Wolke drängt

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Von der Deutschen Bahn bis Netflix, selbst der Geheimdienst CIA nutzt die Amazon-Cloud. Österreichische Regierungsstellen gehen hingegen andere Wege.

Die österreichischen Startup-Überflieger von Runtastic, Kelloggs, die Kempinski-Gruppe, Medienunternehmen wie die FT und der britische Guardian sind Kunden von AWS. Aber auch: Die Deutsche Bahn, die tschechische Tochter des Energiekonzerns RWE und der weltweit größte Baustoffhersteller Lafarge, Nokia und Pfizer, Unilever und die University of Pennsylvania und Harvard. Die Ernährungshilfsprogramme des Landwirtschaftsministeriums der USA gehören ebenso dazu wie der britische National Trust, der Denkmalpflege betreibt und das Royal Opera House im Londoner Covent Garden Als im September 2015 die AWS-Server im amerikanischen Virginia ausfallen, bleiben Netflix und Tinder schwarz. Netflix hat überhaupt sein ganzes Geschäft in der Amazon-Cloud aufgebaut.

Die Cloud gibt den Takt vor

Doch nicht nur in den Strategieabteilungen großer Konzerne herrschen Kostendruck und Effizienzdoktrin. Sie bestimmen auch den Takt in der Verwaltung. 3000 Regierungsstellen weltweit kann Amazon Web Services im Kundenbuch bereits anführen. Vor allem in den vergangenen drei Jahren habe sich dieser Kundenstamm „dramatisch vergrößert“, erklärt AWS-Chef Jassy. Insgesamt bedient AWS nach eigenen Angaben weltweit Millionen von aktiven Kunden. „Aktiv“ bedeutet, dass diese Kunden in den letzten dreißig Tagen AWS-Dienste genutzt haben.

Das britische Justizministerium ist schon in der Wolke, das US Center for Disease Control and Prevention, die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA, das US-Außenministerium auch. Der Bundestaat Arizona hat begonnen, seine IT-Infrastruktur teilweise auf Amazon-Server zu verlegen. Das muss nicht zwingend heißen, dass sensible Daten in die Cloud gespielt werden, doch der erste Schritt ist getan und vieles spricht dafür, dass ihm weitere folgen werden. Selbst der amerikanische Geheimdienst CIA hat sich 2014 bei Amazon Web Services um 600 Millionen Dollar auf zehn Jahre eingemietet. Auch um mit dem technologischen Fortschritt, vor allem mit Big Data-Lösungen Schritt halten zu können, greift der CIA auf den privaten Anbieter zurück. Kein Wunder, dass Amazon Web Services im Herbst 2017 die Einrichtung einer eigenen „Secret Cloud“ für alle amerikanischen Unternehmen groß verkünden ließ. Mit den amerikanischen Geheimdiensten kann man gut Werbung machen.

Und der Datenschutz in Europa?

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Für europäische Kunden habe man die Dienste auf die EU-Datenschutzrichtlinie ausgerichtet, heißt es von AWS. Außerdem kann der europäische Kunde sich aussuchen, an welchem Ort seine Daten abgelegt werden sollen. 2015 hatte der europäische Gerichtshof nach dem NSA-Skandal entschieden, dass Daten aus der EU in den USA nicht sicher seien. „Kunden von AWS bestimmen selbst, in welcher Region sie Ihre Daten speichern und können sicher sein, dass AWS ohne Ihre Zustimmung die Daten nirgendwo anders hin kopieren oder verschieben wird“, sagt AWS.

Österreich speichert lieber vor Ort

Während auch Regierungsstellen immer zahlreicher in die Wolke wandern, werden Daten aus österreichischen Regierungsstellen offenbar noch vor Ort gespeichert. Die Stadt Wien beispielsweise „hält und verwaltet Daten in ihrem eigenen Rechenzentrum“, eine spezielle Richtlinie für die Nutzung von Cloud-Diensten erlaubt deren Verwendung nur für frei verfügbare Daten, solche etwa, die aus dem Internet kommen. Die Interessenvertretung der Rechtsanwälte in Österreich, der Rechtsanwaltstag, hat strenge Richtlinien im Umgang mit Klientendaten beschlossen, die im Grunde darauf hinauslaufen, sie in Österreich zu speichern. Und die Wirtschaftskammer hat mit „Stored in Austria“ ein eigenes Gütesiegel entwickelt, das sicherstellen soll, dass der Träger die Daten in österreichischen Serverfarmen belässt. In Deutschland müssen die Einrichtungen des Bundes dafür Sorge tragen, dass Informationen wie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse oder sensible Daten über IT- Infrastrukturen des Bundes ausschließlich in Deutschland verarbeitet werden. Das österreichische Innenministerium hat eine entsprechende Anfrage nicht beantwortet.

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