Italien könnte mit der angedrohten Einführung einer Parallelwährung eine gewaltige Banken- und Eurokrise auslösen. Oder die EU zu Maastricht-Nachsicht erpressen.
Es war nur ein unverbindlicher Antrag unter vielen, den die italienische Abgeordnetenkammer Ende Mai angenommen hat, und es hat mehr als eine Woche gedauert, bis der Inhalt in Europa so richtig durchgedrungen ist. Dabei hat der Beschluss das Zeug, die Eurozone in die Luft zu sprengen und Europa in eine Banken- und Wirtschaftskrise zu stürzen, wie sie der Kontinent noch nicht gesehen hat: Italien überlegt ernsthaft, mit der Ausgabe von klein gestückelten, unverzinsten staatlichen Schuldscheinen – sogenannten Minibots– eine Parallelwährung zum Euro einzuführen.
Und niemand kann die Populistenregierung in Rom daran hindern: Solange der Liro, wie Ökonomen die schon seit ein paar Jahren ventilierte Idee getauft haben, kein gesetzliches Zahlungsmittel ist und nicht von der Notenbank, sondern vom Staat ausgegeben wird, verletzt er das Geldmonopol der EZB nicht. Er würde dann funktionieren wie etwa der Bitcoin: Wer will, kann ihn als schuldbefreiendes Zahlungsmittel akzeptieren, wer nicht will, eben nicht.