Let's make money

(c) Dapd (Patrick Sinkel)
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Warum die Börsen in nächster Zeit wenig zu bieten haben und Samsung Electronics bald zum neuen Apple werden könnte. Empfehlungen für Zeitgenossen, die auf ihr Geld schauen

Die vergangenen Tage waren für Aktienbesitzer nur von mäßigem Unterhaltungswert: Die wichtigen Börsenindizes haben eine Reihe von kurzfristigen Unterstützungen durchschlagen. Eine positive Ausnahme bildet in den vergangenen Wochen interessanterweise der viel gescholtene heimische ATX, der sich dem starken internationalen Abwärtssog derzeit ebenso beharrlich widersetzt, wie er sich in der Aufschwungphase gegen den Anstieg gewehrt hat.

Die Gründe für die plötzliche Flucht aus den Aktien sind eher rätselhaft. Die US-Wahlen waren es wohl nicht. Im Gegenteil: Jetzt, da die schrillen Wahlkampftöne verklungen sind, scheint ja wieder fast so etwas wie Pragmatismus zwischen den von tiefen politischen Gräben getrennten Demokraten und Republikanern einzukehren. Das erhöht die Chance, dass es den politischen Lenkern doch noch gelingt, den verfahrenen Karren einzufangen, bevor er über die zum Jahreswechsel dräuende „Fiscal Cliff“ stürzt und dabei gleich die ganze US-Wirtschaft in die Rezession reißt.

Analysten gehen derzeit jedenfalls davon aus, dass es eine halbwegs vernünftige Einigung geben wird, bevor zum Jahreswechsel automatische Steuererhöhungen um 20 Prozent und gleichzeitig heftige Ausgabenkürzungen beim Staat in Kraft treten.

Eher schon dürften die wenig rosigen Konjunkturaussichten vor allem in Europa den Anlegern die Kauflust vergällen. Darauf deutet auch hin, dass die US-Börsen am Tag nach der Obama-Wahl vorbörslich im Plus lagen. Und erst abzustürzen begannen, als aus Europa die Kunde von konjunkturpessimistischen Aussagen des EZB-Chefs Mario Draghi ins morgendliche New York drangen.

Aber auch das kann nicht die ganze Malaise erklären. Denn dass Europa ein schwieriger Winter bevorsteht und die Prognosen deshalb im Wochentakt zurückgenommen werden, war ja schon vorher bekannt – und sollte deshalb in den Kursen eigentlich enthalten sein.

Es scheint jedenfalls so zu sein, dass in den vergangenen Tagen „Big Money“ den Börsen den Rücken gekehrt hat. In den nächsten Wochen könnte es also eher ungemütlich werden. Selbst wenn die jetzt getesteten Unterstützungen halten, dürfte es eher seitwärts dahingehen. Wo ein größerer Umschwung herkommen soll, ist in diesem Umfeld nicht zu sehen. Also Vorsicht. Bei amerikanischen Aktien hilft zwar die derzeitige Euroschwäche, den Aufprall zu mildern. Aber die Aktienkurse fallen auch hier deutlich schneller als der Euro. Jetzt gilt es, bei Neuengagements sehr vorsichtig zu sein und bestehende Gewinne mit Stopps abzusichern. Das ist hoffentlich bei unserer „Paradeaktie“ Apple(ISIN US0378331005) schon geschehen, die wir an dieser Stelle von 90 bis über 700 Dollar hochbegleitet haben – und die nun in ein ziemlich tiefes Loch geplumpst ist. Der Konzern hat sich ein paar peinliche Patzer (etwa eine verunglückte Kartensoftware) geleistet, der vom verstorbenen Konzerngründer Steve Jobs aufgebaute Nimbus ist ein wenig angekratzt und zu allem Überfluss zieht nun auch noch der koreanische Konkurrent Samsung auf dem Smartphone-Markt vorbei: Zuletzt wurden global jedenfalls erstmals mehr Samsung-S-III-Handys verkauft als Apples neue iPhones.

Wer die Regeln nicht beherzigt hat und noch Apple-Papiere besitzt, muss nicht in Panik fallen: Viele wichtige Analysten haben Apple (mit Kurszielen jenseits der 700 Dollar) noch auf „Buy“, rechnen also mit einem starken Turnaround. Allerdings: Charttechnisch gibt es noch eine stärkere Unterstützung bei rund 520 Dollar, darunter gähnt dann ein tiefes Loch. Beim Unter-diese-Grenze-Fallen sollte man der Aktie also nicht mehr zusehen.

Dann empfiehlt sich schon eher ein Umstieg auf den Konkurrenten Samsung Electronics(ISIN US7960502018). Dem hat sein Smartphone-Erfolg nämlich einen Aufwärtstrend beschert, in dem er sich trotz Marktschwäche noch immer befindet.

In Deutschland haben mehrere Analysten Heidelberger Druck(ISIN DE0007314007) auf die „Kauf“-Liste gesetzt. Die ist allerdings riskant: Sie ist nach einem schlechten Quartalsergebnis am Freitag abgestürzt. Sollten die guten Aussichten, die dem Unternehmen trotzdem bescheinigt werden, zutreffen, gibt es allerdings Potenzial: Die Kursziele liegen zwischen 2,5 und drei Euro – dem Zweieinhalb- bis Dreifachen des derzeitigen Wertes.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2012)

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