Bayer ist zweite Wahl

Bayer - Hauptversammlung
Bayer - HauptversammlungAPA/dpa/Oliver Berg
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Warum Minenaktien jetzt eine Verschnaufpause verdient haben und Bayer im Monsanto-Übernahmepoker zweite Wahl ist.

So richtig vom Fleck kommen die Börsen jetzt nicht mehr. Ein schönes Beispiel dafür lieferte in den vergangenen Wochen der deutsche Leitindex DAX, der jedes Mal sofort niedergeprügelt wurde, wenn er die Nase über die 10.000er-Marke erhob.

Ist aber auch kein Wunder, dass die Börsianer zur Zeit ein bisschen nervös reagieren. Das Umfeld ist ja nicht das entspannteste: Auf der Insel ist die Brexit-Gefahr noch immer nicht gebannt, was die Finanzmärkte beunruhigt. Die Inflationszahlen und andere Wirtschaftsdaten in der EU deuten darauf hin, dass die Konjunktur nach wie vor weit davon entfernt ist, wieder richtig ins Brummen zu kommen, und auf der anderen Seite des Atlantiks probiert die Notenbank Fed mittels kryptischer Andeutungen gerade wieder einmal aus, ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß sie in nächster Zeit doch noch eine Zinserhöhung durchbringen könnte, ohne die Wallstreet zum Beben zu bringen.

Wirklich schöne Aufwärtsimpulse sind zurzeit also nicht in Sicht − und daran wird sich auch so bald nichts ändern. Das wahrscheinlichste Szenario, das sich Anlegern in den kommenden Monaten bieten wird, ist eine volatile Seitwärtsbewegung des breiten Marktes. Mit in Aufschwungphasen üblichen Investments in diesen breiten Markt wird also kein Blumentopf zu gewinnen sein.

Bevor sich jetzt jemand verzweifelt vom Markt abwendet: Das gilt natürlich nicht für bestimmte Marktsegmente und für Spezialsituationen wie etwa Übernahmegefechte.

Zu Ersterem zählen Gold- und Rohstoffwerte, von denen hier in den vergangenen Monaten einige (mit recht nettem Anlageerfolg seit der Besprechung) analysiert wurden. Ihnen sagen Analysten für heuer noch eine schöne Rallye voraus, zumal der Ölmarkt recht deutliche Stabilisierungstendenzen zeigt und Gold auch nach unten recht stabil abgesichert erscheint. Allerdings ist bei vielen Werten nach der irren Rallye der vergangenen Monate vorübergehend die Luft heraußen. Sie werden vor der nächsten Bergetappe eine Atempause brauchen.

Das gilt beispielsweise für die hier schon mehrmals besprochene Aktie des Minenbetreibers Barrick Gold (ISIN CA0679011084), die seit September des Vorjahres eine atemberaubende 200-Prozent-Rallye (von sechs auf 18 Dollar) hinter sich hat, aber jetzt einmal heiß gelaufen scheint. Das Papier hat in der Vorwoche in den USA eine Abstufung auf „Strong sell“ erhalten. Es besteht kein Grund zur Panik, denn am anderen Ende gibt es noch immer „Buy“-Empfehlungen. Aber: Das Konsensus-Kursziel der US-Analysten liegt bei 15,60 Dollar, die höchsten Kursziele bewegen sich bei 18 Dollar – also exakt dem aktuellen Kurs. Da scheint das kurzfristige Potenzial gering, und man sollte sich überlegen, die aufgelaufenen Gewinne einzusacken und auf die Gelegenheit zu warten, das Papier vor der nächsten Bergetappe billiger zurückzukaufen.

Im Fusionsbereich schlägt derzeit das kolportierte Übernahmeinteresse der deutschen Bayer AG (ISIN DE000BAY0017) am US-Agrochemiekonzern Monsanto (ISIN US61166W1018) hohe Wellen. Die Bestätigung der Gerüchte hat bei Bayer zu einem Kurssturz und bei Monsanto gleichzeitig zu einem Kurssprung geführt. Auch wenn Analysten jetzt wieder Einstiegskurse bei Bayer sehen (nach dem Kurssturz gab es zwei Kaufempfehlungen) ist für diejenigen, die dieses Fusionsspiel mitspielen wollen, Monsanto die eindeutig bessere Wahl. Und: Die Übernahmepläne könnten noch an den Kartellwächtern scheitern.

Wer den Nervenkitzel liebt: Die deutsche MagForce AG (ISIN DE000A0HGQF5), die in ihren deutschen Kliniken die von ihr entwickelte Nano-Therm-Therapie gegen bestimmte Krebsarten einsetzt, hat vom Analysehaus GBC eine Kaufempfehlung mit dem Kursziel 14,3 Euro bekommen. Das nennt man Potenzial: Derzeit notiert das Papier bei 4,6 Euro. Als Grund nennen die Analysten die erwartete Zulassung der Therapie auch für Prostatakrebs im kommenden Jahr. Allerdings: MagForce ist ein Small Cap, daher riskanter als große Schlachtschiffe, und muss erst einmal liefern. Also nichts für nervenschwache „Hold and buy“-Anleger.

Gut in Fahrt sehen Analysten derzeit den deutschen Sportwagenhersteller Porsche (ISIN DE000PAH0038). Der zur VW-Gruppe gehörende, aber nicht vom Dieselgate betroffene Luxusautoproduzent hat von Berenberg jetzt eine Kaufempfehlung mit Kursziel 85 Euro erhalten. Klingt gut bei einem aktuellen Kurs von 47.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2016)

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