Squeeze-out: Wurde Constantia Packaging „billig“ gerechnet?

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PK MEINL AIRPORT INTERNATIONAL UND MEINL INTERNATIONAL POWER(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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Aktionär Proschofsky mutmaßt, dass die Bewertung des Unternehmens vor dem Gesellschafterausschluss absichtlich niedrig ausgefallen ist und klagt den Ex-Eigentümer One Equity Partners vor einem New Yorker Gericht.

Wien/New York. Seit fünf Jahren wird gestritten und gefeilscht - zwei Jahre hat es gedauert, bis ein Gutachten vorgelegen ist. Nun scheint es in der Auseinandersetzung um die Abfindung der Minderheitsaktionäre der Constantia Packaging (CP) bei der heute, Donnerstag, stattfindenden Verhandlung nicht zu dem angestrebten Vergleich zu kommen. Im Gegenteil: „Börsenrebell“ Alexander Proschofsky, der eine Reihe der verbleibenden neun Prozent Kleinaktionäre hinter sich versammelt hat, heizt die ohnedies heftige Auseinandersetzung mit einer Klage gegen den einstigen CP-Eigentümer, die zu JP Morgan gehörende One Equity Partners, weiter an.

Proschofsky hat über seine Firma Cube Invest die Klage vor einem New Yorker Bezirksgericht eingereicht. „Ich verlange die Herausgabe aller Dokumente bezüglich der Bewertung der Constantia Packaging im Hinblick auf den Gesellschafterausschluss, aber auch die Unterlagen über die Kommunikation zwischen One Equity Partners und den damaligen Organen der Constantia Packaging, insbesondere mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Constantia Packaging, Hanno Bästlein“, sagt Proschofsky zur „Presse“. Darüber hinaus will er auch alle Dokumente im Zusammenhang mit der nachfolgenden Aufspaltung der CP-Gesellschaften: 2011 wurde die Amag verselbstständigt. Ende 2014 wurde Constantia Flexibles an die französische Wendel verkauft. Anfang 2015 ging die Duropack an die britische Konkurrenz DS Smith.

Firmenteile waren teurer

Nicht nur Proschofsky, sondern auch Wilhelm Rasinger, Chef des Interessenverbands der Anleger (IVA), erhebt im Zusammenhang mit dem Gesellschafterausschluss (Squeeze-out) schwere Vorwürfe gegen das einstige CP-Management: Als die CP infolge der Immofinanz-Affäre von der von der Turnauer-Stiftung und Christine de Castelbajac kontrollierten CP-Holding verkauft werden musste, ist One Equity Partners eingestiegen. „Für den anschließenden Squeeze-out wurden die Businesspläne der CP für die Bewertung deutlich nach unten gerechnet“, mutmaßt Proschofsky. Er begründet seine Annahme damit, dass bei der nachfolgenden Spaltung viel höhere Erträge erzielt worden seien. So etwa sei die Amag mit einer Wertsteigerung von 150 Prozent an die Börse gebracht worden – „sie war etwa gleich viel wert wie die gesamte CP“.

Was für Proschofsky zudem zumindest eine schiefe Optik hat: Bästlein hat mit dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Pfarl und dessen Stellvertreter Günter Cerha nur elf Tage nach der Eintragung des Gesellschafterausschlusses gemeinsam mit One Equity Partners eine neue Gesellschaft gegründet. Die Firma heißt CP Group Holding Beteiligungs Coöperatief U.A. und ist laut Firmenbuch in den Niederlanden situiert.

One Equity Partners bot dem Streubesitz eine Barabfindung von 47 Euro je Aktie. Das sei aus oben genannten Gründen zu wenig, befanden die Minderheitsaktionäre und brachten Feststellungsklagen auf Überprüfung der Angemessenheit des Angebots ein. Schützenhilfe erhielten sie durch das Gutachten des Grazer Steuerberaters und Wirtschaftsprüfer Klaus Rabel (BDO Graz). Er ermittelte in seinem Gutachten eine Bandbreite von 67,55 bis 71,29 Euro je Aktie. Ein weiteres von einigen Aktionären und der Cube Invest in Auftrag gegebenes Gutachten spricht sogar von 100,01 Euro je Aktie.

Während Rechtsanwalt Wolfgang Leitner, selbst ein betroffener Aktionär, meint, dass zumindest 70 Euro je Aktie herausschauen müssten, wollen Proschofsky und Rasinger noch deutlich mehr herausholen. „Von der Klage erwarte ich mir Aufklärung über die wahren Wertvorstellungen bezüglich des Unternehmens zum Zeitpunkt des Gesellschafterausschlusses“, sagt Proschofky. Eine Entscheidung des U.S. District Court (Southern District of New York) erwartet er in wenigen Wochen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2016)

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