Bei Charles Vögele steht der Kahlschlag an

Mode von Charles Vögele war kein Renner
Mode von Charles Vögele war kein RennerSEBASTIAN DERUNGS / AFP
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Investoren rund um Modekonzern OVS hielten zum Ende der Angebotsfrist rund 83 Prozent an der Schweizer Modekette Charles Vögele. Jetzt droht ein Kahlschlag bei den mehr als 6.000 Beschäftigten.

Der wirtschaftlich angeschlagene Schweizer Modehändler Charles Vögele gehört zu rund 83 Prozent der italienischen Investorengruppe rund um den Modekonzern OVS. Das teilte die Schweizer Textilkette zum Ablauf der Angebotsfrist heute, Donnerstag, mit. In Österreich sollen früheren Angaben zufolge 100 Vögele-Standorte in OVS-Stores umgewandelt werden, dasselbe gilt für 120 Stores in der Schweiz.

Die Angebotsfrist lief bis am Mittwoch, wie es heute zum provisorischen Zwischenergebnis hieß. Die definitiven Zahlen sollen am Dienstag veröffentlicht werden. Insgesamt wurden den als Sempione Retail firmierenden Käufern 78,4 Prozent der Charles-Vögele-Aktien angedient. Das entspricht rund 7,1 Millionen Anteilsscheinen.

Zudem holten sich die Käufer rund 127.000 Aktien von der Börse bzw. außerbörslich. Zusammen mit den bei Ablauf der Angebotsfrist von den Käufern und Charles Vögele gehaltenen Aktien gehörten den Italienern am Mittwoch 82,62 Prozent der Stimmrechte und des Kapitals des Schweizer Modehauses.

Sie boten 6,38 Franken (5,94 Euro) pro Wertpapier. Mit der erzielten Beteiligung ist die Übernahmebedingung einer Mindestkontrollquote von 70 Prozent erfüllt. Ist die Übernahme vollzogen, werden die Italiener für das Modehaus rund 56 Mio. Franken bezahlt haben.

Charles Vögele führt am 2. Dezember in Pfäffikon (Schweiz) noch während der Nachfrist für das Übernahmeangebot eine außerordentliche Generalversammlung durch. Dabei sollen drei Vertreter von Sempione Retail in den Verwaltungsrat gewählt werden - auch das eine Bedingung der Käufer. Der Abschluss der Übernahme wird frühestens Ende 2016 erwartet. Danach sollen die Aktien von der Schweizer Börse verschwinden.

Charles-Vögele-Chef Markus Voegeli rechnet nach der Übernahme nicht mit einem Kahlschlag bei den über 6.000 Beschäftigten. Wenn schon, werde es einen Personalabbau bei der Zentrale in Pfäffikon geben, sagte er unlängst in einem Interview. Die 163 Filialen seiner Modekette würden im Lauf des Jahres 2017 auf OVS umgestellt. Damit verschwindet nach über 60 Jahren der Name Charles Vögele.

Sempione Retail besteht aus OVS und zwei Investoren. Der Anteil des Modekonzerns beläuft sich dabei auf 35 Prozent. Die Vögele-Übernahme ist der zweite Expansionsversuch des früher Oviesse genannten Konzerns in der Schweiz. 2001 vereinbarten Oviesse und Globus, dass der italienische Konzern 35 der 60 ABM-Filialen übernehmen sollte.

Erfolgreich war Oviesse damit jedoch nicht, unter anderem weil der italienische Konzern den schwedischen Konkurrenten H&M unterschätzte. Bereits 2004 brach Oviesse seine Zelte in der Schweiz wieder ab.

Dieses Mal ist OVS allerdings zuversichtlich. Oviesse sei nicht mit OVS von heute zu vergleichen, erklärte Konzernchef Stefano Beraldo. In Italien stieg OVS zur Nummer eins im Modegeschäft auf und überholte dabei Benetton. Nach Angaben Beraldos wächst sein Geschäft schneller als das der zwei wichtigsten Konkurrenten H&M und Inditex mit den Zara-Läden.

(APA/sda)

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