VW streicht bis zu 30.000 Stellen

Volkswagen-Chef Matthias Müller
Volkswagen-Chef Matthias MüllerAPA/AFP/JEWEL SAMAD
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VW setzt den Rotstift an. Bis zu 30.000 Stellen sollen bis 2020 wegfallen. Betroffen sind vor allem deutsche Standorte.

Wolfsburg. Volkswagen hat sich mit dem Betriebsrat auf den Abbau von weltweit bis zu 30.000 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren geeinigt, um die angeschlagene Kernmarke VW wieder flott zu machen. Rund 23.000 Stellen sollen demnach alleine in Deutschland wegfallen, erklärte VW-Markenchef Herbert Diess.
"Mit dem Zukunftspakt macht Volkswagen einen großen Schritt nach vorne", so Diess. Die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft seien sicher, erklärte Betriebsratschef Bernd Osterloh. 

Die Anleger nehmen die Information zustimmend zur Kenntnis und lassen die VW-Aktie zum Handelsbeginn am Freitag um 1,8 Prozent steigen.

Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, der Abbau soll etwa mit Hilfe von Altersteilzeit geregelt werden. "Wir haben vereinbart, dass bis Ende 2025 Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind.", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh am Freitag auf einer Pressekonferenz.

VW-Chef Matthias Müller betonte auf der Konferenz, dass "der Weg der Umsetzung nicht einfach werde".

Zuerst hatte das "Handelsblatt" über die Ergebnisse des sogenannten Zukunftspakts berichtet. Der gesamte Volkswagen-Konzern beschäftigt weltweit mehr als 624.000 Menschen, 282.000 davon in Deutschland.

Kampf an mehreren Fronten

Volkswagen hat an vielen Stellen zu kämpfen. Der Abgasskandal zwingt den Autobauer zum Sparen, zugleich muss der Konzern viel Geld in zentrale neue Trends der Branche stecken: Digitalisierung und Vernetzung sowie alternative Antriebe. Dazu hat die Pkw-Kernmarke seit langem ein Rendite-Problem. Der Hausmarke um Golf und Passat blieben zuletzt von 100 umgesetzten Euro nur rund 1,60 Euro als Gewinn, wovon dann noch Zinsen und Steuern abgingen.

VW will mit den Maßnahmen die Kosten bis 2020 um 3,7 Mrd. Euro pro Jahr drücken. Das Unternehmen wollte sich in der Früh nicht zu den Inhalten äußern und verwies auf die Pressekonferenz in Wolfsburg (9.30 Uhr), bei der die Ergebnisse der zähen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Unternehmen vorgestellt werden sollten. VW und die Arbeitnehmervertreter standen bei den Verhandlungen unter Druck, der Abschluss des Zukunftspakts war die Voraussetzung für den Investitionsplan des Autobauers bis 2021, über den der Aufsichtsrat am Freitag in Wolfsburg beraten und vor allem beschließen sollte. Dabei geht es um die Verwendung von rund 100 Mrd. Euro.

Zukunftspakt

Die Einigung auf den Pakt wollten am Vormittag in Wolfsburg VW-Konzernchef Matthias Müller, Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erläutern. Betriebsbedingte Kündigungen hatte der mächtige VW-Betriebsrat schon vor den Verhandlungen ausgeschlossen. Zudem durfte aus Sicht der Arbeitnehmervertreter nicht an bestehenden Verträgen wie dem VW-Haustarif - mit Regeln etwa für Einkommen und Arbeitszeit - gerüttelt werden. Eine Forderung, mit der sich Betriebsratschef Osterloh wohl durchsetzen konnte.

Mit dem Zukunftspakt wollen Betriebsrat und Unternehmen die aus Sicht aller Beteiligten nötigen Reformen bei der gewinnschwachen Kernmarke VW-Pkw mit Absicherungen für die Belegschaft vereinen. Der Pakt ist vorrangig eine Regelung für die sechs westdeutschen VW-Werke (Emden, Wolfsburg, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Kassel) sowie VW-Sachsen. Dabei geht es um Aufgaben der Werke, etwa im Motorenwerk Salzgitter, das mit der Elektromobilität Arbeit verlieren könnte. Die Verhandlungen dazu liefen seit Monaten. Seit September ist klar, dass der Pakt eine Rechtssicherheit nach tarifvertraglichem Status haben soll. Einen VW-Sanierungstarifvertrag gab es zuletzt 2006.

(APA/dpa)

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