Solarworld gibt Konkurrenz aus China Schuld an Pleite

 Solarworld-Chef Frank Asbeck
Solarworld-Chef Frank AsbeckREUTERS
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"Meine Aufgabe ist es jetzt, zusammen mit dem Insolvenzverwalter so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern", kündigte der einst als "Sonnenkönig" titulierte Solarworld-Chef Frank Asbeck an.

Die mit Milliarden-Subventionen zum Aushängeschild der deutschen Energiewende getriebene Solarindustrie verliert mit Solarworld ihren letzten Pionier. Wie viele Wettbewerber vor ihm muss nun auch Firmengründer Frank Asbeck den Gang zum Insolvenzgericht antreten. "Die Marktverwerfungen und der Preisverfall haben uns überholt", sagte der Manager am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Er habe keine Chance mehr gesehen, wie geplant 2019 schwarze Zahlen zu schreiben und die Schulden der seit Jahren defizitären Firma zurückzuzahlen. "Meine Aufgabe ist es jetzt, zusammen mit dem Insolvenzverwalter so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern", kündigte der einst als "Sonnenkönig" titulierte Asbeck an.

Solarworld beschäftigt 3300 Mitarbeiter und betreibt Werke im thüringischen Arnstadt und Freiberg sowie in Hillsboro im US-Staat Oregon. Asbeck lastet die Pleite der vor knapp 20 Jahren gegründeten Solarworld AG einmal mehr der Konkurrenz aus China an. Es habe sich gezeigt, dass ausländische Unternehmen mit Dumpingpreisen ein Monopol ergattern können. "Die Politik muss darauf ein wachsames Auge haben."

Grund für den Insolvenzantrag, den Asbeck beim Amtsgericht Bonn "unverzüglich" stellen will, ist Überschuldung. Das ist kein Grund für eine Insolvenz, solange der Vorstand und Experten ein Unternehmen noch für sanierungsfähig halten. Doch den Glauben daran hat Asbeck verloren. Im März hatte er sich noch zuversichtlich gegeben, das Ruder mit dem Abbau von 400 Arbeitsplätzen und der Konzentration auf Hochleistungsprodukte herumreißen zu können. Experten waren mit Verweis auf die niedrigen Marktpreise damals schon skeptisch.

Vor vier Jahren hatte die damals mit einer Milliarde Euro verschuldete Solarworld schon einmal am Rande der Insolvenz gestanden. Damals rettete Asbeck den Konzern, indem er sich mit den Gläubigern auf einen Schuldenschnitt verständigte. Für frisches Kapital sorgte ein Investor aus Katar, der zuletzt 29 Prozent hielt. Asbeck gehörten noch 21 Prozent an Solarworld. Am Donnerstag brach die Aktie um 75 Prozent auf 87 Cent ein.

Verband nimmt Politik in die Pflicht

Anfang des Jahrtausends hatten üppige Subventionen der jungen deutschen Solarbranche zu einem Nachfrageboom und Rekordgewinnen verholfen. Auch in der Politik wurden die Firmen als Beispiele deutscher Zukunftstechnologie gepriesen. Doch bald sorgten chinesische Anbieter bei den Branchengrößen Solarworld, Q-Cells, Conergy und Solon für ein jähes Ende der sonnigen Zeiten. "Solarworld hat in den USA und in Europa den Kampf gegen illegales Preisdumping angeführt. Dieses Dumping hat jetzt jedoch nochmals zugenommen", klagte Asbeck.

Der Branchenverband BSW sieht nun die Politik in der Pflicht. "Die Pleite ist bitter für die Branche. Solarworld ist ein Opfer des internationalen Wettbewerbs, aber auch der harten Einschnitte der vergangenen Jahre", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, zu Reuters. Die Energiewende gehe weiter. Doch dazu müsse die Bundesregierung die Zügel lockern, bürokratische Hemmnisse und andere Hürden beseitigen. "Wenn die in Paris vereinbarten Klimaschutzziele erreicht werden sollen, müssen in Deutschland die Solar-Ausbauziele deutlich nach oben gesetzt werden", forderte Körnig.

Von Zöllen zur Abwehr von Billigimporten hält Körnig dagegen nichts. Ganz anders die Branchenvereinigung EU Prosun. Deren Präsident Milan Nitzschke ist auch Solarworld-Sprecher. "Seit nunmehr fünf Jahren beklagen wir in der EU massives Dumping chinesischer Solarhersteller. Über 100 Insolvenzen und Werksschließungen mussten wir in der europäischen Solarindustrie seitdem verzeichnen", sagte er. "Chinesische Staatsbanken haben inzwischen einen dreistelligen Milliardenbetrag in eine Produktionskapazität gesteckt, mit der das Land alleine den weltweiten Bedarf 1,3 Mal decken kann." Das habe weltweit zum Abbau Zehntausender Arbeitsplätze geführt.

(Reuters)

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