Ein Banker als neuer Glücksspiel-General

Casinos Austria: Alexander Labak zum Vorstand ernannt
Casinos Austria: Alexander Labak zum Vorstand ernannt(c) Casinos Austria
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Das vom scheidenden Karl Stoss erzielte Rekordergebnis 2016 ist kein leichtes Erbe für den neuen Casinos-Boss Alexander Labak. Neue Aktionäre sind nur eine Herausforderung.

Wien. Es ist extrem schnell gegangen. Am 25. April verkündete Casinos-Austria-Boss Karl Stoss, dass er einen Schlussstrich ziehe und seinen zu Jahresende aus laufenden Vertrag nicht mehr verlängere. Wenige Tage später sickerte der Name seines Nachfolgers durch, und am 8. Mai schwor sich das Aufsichtsratspräsidium unter der Leitung von Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner auf Alexander Labak ein. Am Donnerstag wurde der Banker vom Casinos-Kontrollgremium in einer Sondersitzung offiziell gekürt.

Das ist eine Überraschung, denn der 53-jährige Tiroler, der ein Wirtschaftsstudium in Wien und einen MBA der University of Pennsylvania aufweist,hat keine Erfahrung in der Glücksspielbranche. Labak ist Banker mit untadeligem Ruf, der nahezu seine gesamte Karriere im Ausland gemacht hat. Begonnen hat er zwar bei den Markenartiklern Henkel und Johnson&Johnson, er wechselte dann aber zur Deutschen Bank in Frankfurt. 2004 holte ihn das Kreditkarten-Unternehmen Mastercard als Europa-Präsident. Zwei Jahre später dockte er beim tschechischen Finanzdienstleister Home Credit Group an, wo er verschiedene Toppositionen innehatte.

Draht zu den Tschechen

Und da wird es spannend: Denn Home Credit steht im Einflussbereich und Teileigentum von Jiři Smejc. Der tschechische Milliardär ist zusammen mit Karel Komarek auch Eigentümer der Sazka Group, die – vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigungen – mit 34 Prozent der größte Aktionär der Casinos Austria wird. Außerdem hat Sazka 11,56 Prozent an der Casinos-Tochter Lotterien. Sazka hatte sich mit der Novomatic ein beinhartes Match um die Casinos geliefert. Die Novomatic hält – nach dem Njet der Kartellbehörden – 17,2 Prozent an den Casinos (und darf nur bis 24,9 Prozent aufstocken) und 11,56 an den Lotterien. Zweitgrößter Aktionär ist der Staat mit 33,24 Prozent.

Die neue Eigentümerstruktur ist für den neuen Casinos-Boss auch eine der großen Herausforderungen. Die andere: „Die Glücksspielindustrie durchläuft dynamische Veränderungen, die für unser Unternehmen Chancen, aber auch Risken bringen“, sagte Labak gleich nach der Bestellung. Auch im Geschäft mit dem Glück verdrängen die Elektronik und Digitalisierungdas „Echt-Spiel“.

Es gilt als sicher, dass Sazka und Novomatic – die ersten strategischen Aktionäre bei den Casinos überhaupt – dem Platzhirsch am heimischen Glücksspielmarkt mehr Biss und Effizienz verpassen werden. „Österreich ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, einen der größten Glücksspiel-Konzerne Europas zu bauen“, ließ Sazka-Chef Robert Chvatal kürzlich im Gespräch mit der „Presse“ keinen Zweifel, wohin die Reise gehen soll.

Die Tschechen sind vor allem im Lotto stark. In der hiesigen Lotto-Konzession steckt überdies auch die Lizenz für Online-Spiele (Win2day), auf die die beiden Kernaktionäre besonders scharf sind. Denn mit Onlinespielen verdienen die Casinos operativ inzwischen so viel wie in den zwölf Inlandscasinos, im Vorjahr waren es 29 Mio. Euro.

Ebenso interessant dürfte ein Ausbau der Video-Lotterie-Terminals (VLT) sein. Das sind Automaten, bei denen sich der Zufallsgenerator nicht im Gerät, sondern auf einem externen Server befindet. Derzeit gibt es rund 700, laut Gesetz sind bundesweit 5000 möglich. Da ist die Novomatic technologisch sehr gut aufgestellt.

Expertise im Ausland

Und nicht zuletzt gilt es, die in der CAI gebündelten Auslandsaktivitäten, die jahrelang Verluste brachten, neu aufzustellen. Da wird Latak seine internationale Expertise zupass kommen. „Sazka ist ja im internationalen Geschäft tätig, da wird ein Best-practice‘-Austausch sicher für beide Seiten nutzbringend sein“, sagte er am Donnerstag. Auch die Novomatic, diein 80 Ländern 250.000 Spielautomaten entweder selbst in 1900 Salons oder als Vermieter an andere Anbieter betreibt, kann da groß mitspielen.

Dass der Vertrag von Labak, der den Job des Casinos-Bosses und jenes des Lotterien-Vorstands mit 1. Juli übernimmt, nur bis Ende 2019 läuft, hat zwei Gründe: Der Vertrag seiner Vorstandskollegin Bettina Glatz-Kremsner läuft auch bis Ende 2019, der von Dietmar Hoscher wurde am Donnerstag ebenfalls bis Ende 2019 verlängert. Womit sozusagen „Gleichstand“ für einen echten Neuanfang geschaffen ist.

Außerdem hängt über dem Konzern ein Unsicherheitsfaktor: Die Prüfung der Wettbewerbsbehörden – vor allem in Australien und Kanada – des Einstiegs der Sazka Group kann bis Mitte 2018 dauern. Fällt sie wider Erwarten negativ aus, müsste der Deal rückabgewickelt werden. Zurück an Start würde auch eine Neuaufstellung der Führung erfordern.

Immerhin übernimmt Labak einen der lukrativsten Generals-Posten: Das Rekordergebnis hat die Gehälter von Stoss, Glatz-Kremsner und Hoscher von 3,9 auf 6,1 Mio. Euro brutto steigen lassen. Zwei Drittel sind erfolgsabhängig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2017)

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