Voestalpine kehrt zu alter Gewinnstärke zurück

Wolfgang Eder
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Spezialisierung, hohe Nachfrage und bessere Preise brachten dem Konzern im Auftaktquartal eine Gewinnverdoppelung.

Linz/Wien. Wenn Wolfgang Eder etwas nicht mag, dann die Bezeichnung „Stahlkocher“ für „seine“ Voestalpine. Nach wie vor produziert der Konzern Stahl – aber hochqualitative Spezialsorten. „Aber wir leben nicht davon“, betonte Eder am Mittwoch im Hinblick auf das starke Auftaktquartal, das die Voest auf das Vor-Lehman-Niveau von 2008/09 katapultierte.

56 Prozent des Betriebsergebnisses, das sich auf 329 Mio. Euro verdoppelte, stammen aus der Verarbeitung – von der Turbinenschaufel über Schienen und Weichen, Rohre bis zu Autokarosserien und Flugzeugteile. Die vor gut 15 Jahren eingeschlagene Strategie mit der Ausrichtung auf Hightechprodukte, die in einer langen Wertschöpfungskette entstehen, sowie die internationale Expansion haben den Konzern auch in den Krisenjahren besser als die Konkurrenz abschneiden lassen, sagte Eder. „Jetzt freuen wir uns, dass auch die Stahlwelt wieder in Ordnung ist.“ Dazu tragen auch Anti-Dumping-Maßnahmen der EU gegen China bei.

Gut soll es auch in absehbarer Zukunft laufen: Ganz gegen seine Gewohnheit warf Eder seine Zurückhaltung zumindest teilweise über Bord und stellte für das Geschäftsjahr 2017/18 ein deutliches Umsatzplus auf zwölf Mrd. Euro in Aussicht. Zum Ergebnis hielt er sich bedeckt, er meinte aber, dass auch die Aktionäre profitieren würden, ohne eine Dividendenzahl zu nennen. Die Vollauslastung der Werke sei dank der hohen Nachfrage bis zum Ende des Geschäftsjahres gesichert, negative Auswirkungen der schwer abschätzbaren US-Wirtschaftspolitik und der US-Sanktionen gegen Russland gebe es nicht. Ebenso wenig sei die Voest von den Kartellvorwürfen und -untersuchungen gegen die deutschen Premium-Autobauer betroffen, die wichtige Kunden der Linzer sind.

Erste Lieferungen aus Texas

Ein Unsicherheitsfaktor sind die volatilen Rohstoffpreise, ein anderer die geopolitische Lage, die sich gerade zuspitzt – Stichwort Nordkorea. „Wenn man sich die jüngsten Stunden vor Augen führt, Gott bewahre, eine militärische Intervention würde natürlich auch das gesamte Wirtschaftsgefüge durcheinanderbringen.“

Vorerst läuft es aber wie geschmiert: Der breite konjunkturelle Aufwärtstrend, auch in Europa anziehende Konjunktur, die den privaten Konsum und auch wieder öffentliche Aufträge befeuere, höhere Stahlpreise sowie die ersten Lieferungen aus dem neuen Werk in Texas haben der Voestalpine zu einem der besten Quartale in der Unternehmensgeschichte verholfen. Nicht nur das Betriebsergebnis, auch der Nettogewinn hat sich verdoppelt – auf 218,4 Mio. Euro. Damit hat die Voest die ohnedies hohen Erwartungen der Analysten weit übertroffen.

Einen Rekord gibt es auch beim Eigenkapital (6,22 Mrd. Euro) und dem Personalstand, der erstmals über 50.000 Mitarbeiter liegt (davon 23.000 in Österreich). In einem sehr schwachen Börsenumfeld konnte die Aktie anfängliche Gewinne jedoch nicht halten.

Nicht in die Karten sehen lassen will sich Eder indes, was das neue Edelstahlwerk um bis zu 300 Mio. Euro betrifft: Kapfenberg, wo auch das alte Werk steht, habe „natürlich gute Karten“. Aber es gebe Alternativen – die er naturgemäß nicht nennen will. Derzeit würden alle Für und Wider erwogen und bewertet, um ein „durchdachtes, wirtschaftlich sinnvolles Projekt“ aufzusetzen.

Dabei gehe es vor allem um die Energiekosten, aber auch um behördliche Bewilligungen. „Das Ding soll ja wieder 100 Jahre halten“, spielte Eder auf die lange Industriegeschichte in der Obersteiermark an. In der gesamten Edelstahlsparte (High Performance Metals) arbeiten 13.500 Menschen. „Im September/Oktober werden wir es wissen.“ (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2017)

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