Infineon Villach bekommt Millionen für Chip-Kompetenzzentrum

APA/dpa/Andreas Gebert
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Chiphersteller Infineon in acht der zehn meistverkauften Elektroautos mit an Bord. Der Konzern investiert in seinen Kärntner Standort.

Massiv ausgebaut werden soll im Halbleiter-Werk von Infineon Austria in Villach in Kärnten die Energiespar-Chip-Produktion auf Basis der zukunftsträchtigen Siliziumkarbid-Technologie. Deshalb investiert die Münchner Konzernmutter noch heuer 35 Millionen Euro für eine entsprechende Entwicklung und Fertigung in Villach. Allein dort sollen durch ein neues Kompetenzzentrum 30 Jobs zusätzlich entstehen.

Mit dem Investment sollen die Halbleiter-Prozesstechnologien weiterentwickelt, modernste Fertigungsanlagen errichtet und die bestehende Produktion ausgebaut werden, erklärte Infineon am Mittwoch. Die Siliziumkarbid-Halbleiter-Technologie (SiC), die besonders leistungsfähige und energiesparende Chips erlaubt, stehe an einem Wendepunkt und habe "kurz- und mittelfristig enormes Wachstumspotenzial", so Peter Wawer, Division-Präsident Industrial Power Control (IPC) von Infineon in München.

E-Mobilität und Energieversorgung, die als Abnehmer für die neuartigen SiC-Chips am ehesten in Frage kommen, würden in den nächsten fünf Jahren jeweils jährlich um mindestens 20 Prozent wachsen, rechnete Wawer im APA-Gespräch vor. Dadurch werde die IPC-Sparte von Infineon, die zuletzt rund eine Milliarde Euro Umsatz verzeichnet hat, ihren SiC-Anteil von heute faktisch Null innerhalb von fünf Jahren auf ein Zehntel anheben können. Einerseits gehe es um eine Verdrängung klassischer Silizium-Chips durch die neuen Siliziumkarbid-Halbleiter, aber auch um völlig neue SiC-Märkte.

Dazu wird der Standort Villach nun mit einem neuen globalen Kompetenzzentrum von Infineon für neue Halbleiter-Technologie aufgewertet, wodurch allein dort 30 neue höchstqualifizierte Arbeitsplätze in Forschung, Technologieentwicklung und Produktmanagement geschaffen werden sollen, wie es heißt.

Villach hat Schlüsselposition

Im Infineon-Konzern nehme Villach für die Entwicklung und Fertigung von Halbleitern auf SiC-Basis eine Schlüsselposition ein, betont Wawer. Schon länger arbeite man in Villach mit den neuen Technologien wie SiC oder Galliumnitrid (GaN), erklärt Infineon-Austria-Vorstandschefin Sabine Herlitschka. Der Markt erkenne und akzeptiere ganz klar die Vorteile der neuen SiC-Produkte, deren Zahl Infineon in den nächsten 30 Monaten von 45 auf 90 verdoppeln wolle, sagte sie zur APA. Schon Ende 2017 solle die Fertigung der SiC-MOSFETs-Halbleiter-Schalter (Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistoren) im Zuge des Investments in Villach gestartet werden, so Wawer.

Ein "sehr hohes Wachstumspotenzial" erwartet Infineon etwa bei Ladestationen für Elektroautos mit deutlich schnelleren Ladezeiten, Wechselrichtern für Solarenergieanlagen oder im Bereich der unterbrechungsfreien Stromversorgung. Hier sei überall schon eine deutlich steigende Nachfrage spürbar.

Obwohl in den nächsten Jahren weiterhin hauptsächlich konventionelle Silizium-Halbleiter zum Einsatz kommen würden, wie sie sich in den vergangenen Jahrzehnten als dominierendes Material durchgesetzt haben, ermögliche der Einsatz von SiC die nächsten größeren Entwicklungsfortschritte, sagt Infineon-Austria-Chefin Herlitschka. Denn wegen der bis zu 80 Prozent geringeren Energieverluste bei der Stromwandlung könnten bei SiC-Energiespar-Chips bei gleicher Leistung die Baugrößen und die gesamten Systemkosten reduziert werden. Wichtig bei Leistungsbauelementen sei es, die Schaltverluste und damit die Wärmeentwicklung so gering wie möglich zu halten, "das ist dann der Mehrwert für den Kunden", so Wawer.

Infineon wird die Forcierung der neuen SiC-Chips vor allem im Bereich Energieversorgung einen Umsatzschub bringen, aber auch in der E-Mobilität. Denn die in E-Autos verbauten Halbleiter sind höherwertiger als bei herkömmlichen Autos. In regulären Fahrzeugen betrage der Halbleiter-Wert 350 bis 400 Dollar, in E-Autos seien es mit rund 700 Dollar (595 Euro) doppelt so viel. Mittlerweile ist Infineon in acht der zehn meistverkauften Elektroautos mit an Bord, um den Antrieb des Fahrzeugs zu regeln.

Das Großinvestment in Villach, für das laut Herlitschka auch die heimische Forschungsprämie mitentscheidend war, wird neben den 30 neuen Jobs in Kärnten auch weitere Arbeitsplätze im Infineon-Konzern insgesamt generieren, sagt Wawer. Insgesamt werde es in den nächsten zwei Jahren in Richtung dreistellig gehen: "Wir reden von mehr als 100 Leuten. Unsere Investitionsinitiative geht also weit über Villach hinaus." Infineon Austria hat 2015/16 (per 30.9.) mit 3.625 Beschäftigten 1,84 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet und die Chip-Produktion um fünf Prozent auf 16,3 Milliarden Stück gesteigert.

(APA)

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