Voestalpine: Hurrikan-Schäden im Werk Corpus Christi "überschaubar"

So wütete der Hurrikan Harvey in Corpus Christi
So wütete der Hurrikan Harvey in Corpus Christi AFP (MARK RALSTON)
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Das neue, eine Milliarde Dollar teure Werk der Voestalpine in Texas überstand den Jahrhundert-Hurrikan Harvey "ohne wesentliche Schäden". Nächste Woche sollte der Hochfahrprozess der Anlage möglich sein, heißt im Konzern.

Das Voestalpine-Werk in Corpus Christi in Texas (USA) hat durch den Hurrikan "Harvey" nur "überschaubare" Schäden erlitten, erklärte das Unternehmen am Montagabend. Dank hoher Bau- und Sicherheitsstandards habe das Werk den Jahrhundert-Hurrikan "ohne wesentliche Schäden" überstanden, die Überschwemmungsgefahr scheine derzeit gebannt.

In Bezug auf die Voestalpine-Direktreduktionsanlage habe sich die erste vorsichtige Entwarnung von Sonntag am Montag erfreulicherweise bestätigt. Die bisherigen Kontrollen hätten nur leichte Schäden an Gebäuden und Infrastruktur (Zäune, Lichtmasten, u. ä.) ergeben, die wesentlichen Anlagenteile seien weitgehend unversehrt gelieben. So sei vor allem eine rund 600 Meter lange Lagerhalle samt Dachkonstruktion abgesehen von einzelnen Fenstern und Türen unbeschädigt geblieben.

Anlagentechniker seien dabei, die Schäden aufzunehmen, sie würden noch diese Woche die notwendigen Reparaturen einleiten. Auch die Direktreduktionsanlage selbst, die als die weltweit größte und modernste Anlage ihrer Art gilt, habe keine gröberen Schäden durch den Hurrikan genommen. Die detaillierte technische Analyse sollte in dieser Woche abgeschlossen werden können, so die Voest. Die Schäden und der Produktionsausfall seien durch eine Versicherung weitgehend gedeckt, wenn realistischerweise in solchen Extremsituationen auch nicht alle Ausfälle und Kosten kompensiert werden könnten.

Aus heutiger Sicht - nach gänzlicher Entwarnung und Abschluss der Aufräumungs- und Reparaturarbeiten - sollte der Beginn des Hochfahrprozesses der Anlage im Laufe der nächsten Woche möglich sein - abhängig von externen Entwicklungen (u. a. Stromversorgung, Verfügbarkeit der Infrastruktur, Ersatzteillieferungen etc.) in der zum Katastrophengebiet erklärten Region. Wie berichtet hat die voestalpine gut eine Milliarde Dollar in ihr hochmodernes Roheisenwerk in Corpus Christi gesteckt.

Die Voestalpine werde umgehend einen Soforthilfefonds für die durch den Hurrikan betroffenen Mitarbeiter in Corpus Christi einrichten sowie darüber hinaus einen finanziellen Beitrag zur raschen Unterstützung der Region und ihrer Bewohner leisten. Dieser Beitrag werde jedenfalls eine sechsstellige Dollar-Summe umfassen.

"Harvey" trifft Chemieindustrie

Der Tropensturm "Harvey" beeinträchtigt die Produktion der Chemieindustrie in Texas. Der deutsche Spezialchemiekonzern Evonik hat infolge des Unwetters dort zwei Standorte geschlossen. Betroffen seien kleinere Werke in Pasadena und Deer Park mit insgesamt etwa 80 Mitarbeitern, sagte ein Konzern-Sprecher am Dienstag. Die Höhe des Schadens sei noch nicht zu beziffern. Es sei gelungen, die Chemikalien frühzeitig in Sicherheit zu bringen, so dass dadurch keine Umweltschäden entstehen könnten, erklärte der Sprecher. Die Evonik-Mitarbeiter seien unversehrt. Der Fusionspartner der Schweizer Clariant, der US-Spezialchemiekonzern Huntsman, ist ebenfalls betroffen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im texanischen The Woodlands geschlossen und insgesamt sechs Produktionsstätten heruntergefahren.

Auch der Chemieriese BASF ist in Texas vertreten. Der Konzern prüft nach Angaben einer Sprecherin mögliche Auswirkungen des Wirbelsturms auf Mitarbeiter und sein Geschäft. Zu den Folgen für die Produktion äußerte sich BASF aber zunächst nicht. Das Unternehmen hat in Texas sechs Standorte mit rund 3000 Mitarbeitern. Die beiden größten und wichtigsten davon sind der Verbundstandort Freeport sowie der Produktionsstandort Port Arthur. Dort betreibt BASF einen der weltgrößten Steamcracker - eine petrochemische Großanlage, die aus Rohbenzin wichtige Ausgangsstoffe für die Kunststoffherstellung gewinnt. Die Kölner Lanxess sieht ihre Produktion an den texanischen Standorten Orange und Baytown derzeit nicht von "Harvey" betroffen. Die Bayer-Tochter Covestro hat wiederum die Produktion an den Standorten Baytown und Channelview teilweise heruntergefahren.

"Harvey" ist mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Kilometern in der Stunde der heftigste Sturm in Texas seit 1961. An manchen Orten in dem Bundesstaat wird in dieser Woche wohl so viel Regen fallen wie sonst in einem gesamten Jahr. Bisher sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Zehntausende wurden in Sicherheit gebracht. Der Wirbelsturm hat auch drastische Auswirkungen auf die Energiebranche: Raffinerien, Verladeterminals und Bohrplattformen wurden geschlossen. 

(APA)

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