Marktführer Salesianer Miettex will insolvente Wozabal retten

Salesianer Miettex-Chef Thomas Krautschneider: Weiterführung von Wozabal liegt der Branche am Herzen
Salesianer Miettex-Chef Thomas Krautschneider: Weiterführung von Wozabal liegt der Branche am Herzen Alexandra Eizinger
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Die Pleite der Nummer 2 im Miettextilgeschäft ruft den Marktführer auf den Plan. "Wir sind an einer Übernahme interessiert", sagt Salesianer Miettex-Chef Thomas Krautschneider. Wichtig sei, dass Wozabal weiterbestehe - für deren Kunden und Mitarbeiter.

Es ist die größte Pleite in Oberösterreich seit vier Jahren: Am Donnerstag wurden für sechs Unternehmen der Wozabal-Gruppe Sanierungsverfahren eröffnet. Die Schulden könnten mehr als 100 Millionen Euro ausmachen. 800 Mitarbeiter sind von der Großinsolvenz betroffen. Zu den Kunden der renommierten Wozabal-Gruppe gehört und anderem der Spitalsbetreiber des Landes Oberösterreich, dessen Krankenhäuser mit Dienstkleidung, Patienten- und OP-Wäsche sowie Sterilgut versorgt werden. Während sich Landeshauptmann Thomas Stelzer zuversichtlich zeigte, dass eine Sanierung gelingen werde und die Landes-Grünen Haftungsübernahmen forderten,  wie sie in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise Leitbetrieben wie KTM und Lenzing gewährt wurden, kommt von prominenter Stelle auch ein Hilfsangebot aus Wien.

Ob es angenommen wird, müssen die Insolvenzverwalter entscheiden. Thomas Krautschneider, Chef und Eigentümer des österreichiscnen Marktführers Salesianer Miettex, ist es jedenfalls ein Anliegen: "Wichtig wäre uns eine Weiterführung der Wäschereien, sie liegt der Branche am Herzen. Es geht dabei um die Mitarbeiter und auch um die Kunden. Kein Unternehmen hätte die Kapazität, das Wozabal-Geschäft mitzumachen, auch wir nicht."

"Wir haben prinzipiell Interesse an Wozabal", sagte Krautschneider gegenüber der  "Presse". Man wolle freilich nicht die Katze im Sack kaufen und hoffe daher, dass beim insolventen Mitbewerber rasch jemand das Ruder übernehme, mit dem man verhandeln könne.

"Keine kartellrechtlichen Probleme"

Salesianer Miettex betreibt zehn Wäschereien in Österreich, könne den Markt von Vorarlberg bis ins Burgenland, von Litschau bis Arnoldstein abdecken, sehe aber noch Wachstumschancen, meint Krautschneider. Die Wozabal-Pleite komme für ihn nicht wirklich überraschend: "Wir haben uns schon vorher Gedanken gemacht über ein Zusammen mit Wozabal. Kartellrechtliche Probleme sehe ich dabei nicht."  Ob er schon  mit Christian Wozabal über eine mögliche Fusion oder einen Einstieg gesprochen habe? Krautschneider: "Leider nein, sonst wäre es vermutlich nicht so weit gekommen."

Salesianer Miettex beschäftigt 1500 Mitarbeiter in Österreich und weitere 950 Miarbeiter in Ost- und Zentraleuropa. Die Gruppe setzt rund 160 Millionen Euro um. Gegründet wurde das Unternehmen vor mehr als 100 Jahren von der Krautschneiders Großmutter. Der Firmennahme stammt von der ursprünglilchen Adresse, der Salesianergasse in Wien.

Wozabal geht auf eine Gründung im Jahr 1896 zurück und beschäftigt insgesamt 950 Mitarbeiter. Die Sanierungsverfahren über sechs Unternehmen der Textilservice-Gruppe wurden noch an Donnerstag eröffnet.  Sie laufen bei den Landesgerichten Linz und Wels. Die Firmen bieten einen Sanierungsplan mit dem gesetzlichen Mindesterfordernis von einer Quote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren. Die Gläubiger sind nun aufgefordert, ihre Ansprüche  anzumelden. Die angemeldeten Forderungen werden im Rahmen einer Gläubigerversammlung und Prüfungstagsatzung offiziell geprüft. Alle dabei unbestrittenen Forderungen nehmen in einer weiteren Tagsatzung an den Verhandlungen über den Sanierungsplan und der Abstimmung darüber teil.

Standorte der insolventen Firmen befinden sich außerhalb der Firmensitze in Linz und Lenzing auch in Enns und Rankweil, weiters besteht ein Verteilerzentrum in Wien. Bei konsolidierter Betrachtungsweise betragen die Gesamtverbindlichkeiten 47 Millionen Euro. Diese würden sich bei Scheitern der Sanierungspläne und Lidquidation der Unternehmen erhöhen.

Fortführung gesichert

Hohe Investitionen in den vergangenen drei Jahren, Probleme mit der neuen Mikrochip-Technologie, ein großes Wachstum von zwölf Prozent sowie zu kurzfristige Finanzierungslinien, listete Geschäftsführer Christian Wozabal am Donnerstag vor Journalisten als Insolvenzgründe der seine Firmengruppe auf. Eine Zwischenfinanzierung von fünf Millionen Euro stelle die Fortführung des Betriebes bis Jahresende sicher.

Noch kurz vor der Insolvenz wurde mit Intermarket Bank, eine Tochter der Erste Group, die Zwischenfinanzierung ausverhandelt. Am Standort Enns informierte Wozabal Donnerstagnachmittag dann über die weitere Zukunft des Familienunternehmens. Bis auf Weiteres würden alle Arbeitsplätze in den sechs insolventen Firmen erhalten bleiben, das operative Geschäft laufe erfolgreich, der Cashflow sei so gut wie in den vergangenen acht Jahren nicht mehr. Vielmehr hätten die Altlasten zur Zahlungsunfähigkeit geführt.

Wozabal zeigte sich aber davon überzeugt, dass das Sanierungsverfahren positiv abgeschlossen werde. "Wir werden uns die erste Quote an die Gläubiger leisten können". Auch eine Refinanzierung werde bis zur Tagsatzung stehen. Der Firmenchef bedankte sich ausdrücklich bei seinen Mitarbeitern, die trotz Lohnausfalls vollzählig zur Arbeit erscheinen.

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