Samsung setzt auf Wiener Technologie

Die TTTech-Gründer Stefan Poledna (l.) und Georg Kopetz können sich über einen neuen starken Partner freuen.
Die TTTech-Gründer Stefan Poledna (l.) und Georg Kopetz können sich über einen neuen starken Partner freuen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der koreanische Konzern steigt mit 75 Mio. Euro bei der Technologieschmiede TTTech ein. Gemeinsam mit TTTech-Partner Audi wird künftig am Thema „autonomes Fahren“ geforscht.

Wien. Auch wenn die IAA in Frankfurt, die am Donnerstag eröffnet wurde, gegenüber früher etwas an Bedeutung verloren hat, ist sie immer noch die Nabelschau der globalen Autoindustrie. Und wie in den Vorjahren standen dabei auch heuer zwei Themen im Mittelpunkt: Elektromobilität und autonomes Fahren.

Bei Letzterem ließ diesmal vor allem der koreanische Elektronikkonzern Samsung aufhorchen. Das Unternehmen wolle seine Anstrengungen in diesem Bereich deutlich verstärken, so der Strategiechef von Samsung Electronics, Young Sohn. Dazu setzt das Unternehmen einen 300 Millionen schweren Fonds auf, mit dem in andere Unternehmen investiert werden soll. Die erste Großinvestition wurde am Donnerstag ebenfalls bekannt: Samsung investiert 75 Mio. Euro in das Wiener Technologieunternehmen TTTech.

Android als Vorbild

„TTTech entwickelt Technologien und Plattformen von Weltrang und hat dabei in der Vergangenheit eine herausragende Innovationsfähigkeit bewiesen. Für Samsung ist dies ein bahnbrechender Moment“, streut Sohn dem heimischen Unternehmen Rosen. Und auch bei TTTech zeigt man sich über den Einstieg der Koreaner mehr als erfreut. „Wir haben nun einen Partner, der im gesamten Halbleiterbereich führend ist“, sagt TTTech-Vorstand Georg Kopetz zur „Presse“.

Die Wiener haben schon seit einigen Jahren eine enge Partnerschaft mit der VW-Tochter Audi. Daraus ist unter anderem das erste Fahrzeug mit Selbstfahrtechnologie auf Level drei hervorgegangen – der neue Audi A8. Er kann etwa im Stop-and-go-Verkehr bis 60 km/h komplett selbstständig unterwegs sein. Diese Kooperation soll künftig sozusagen um Samsung erweitert werden. TTTech wäre dabei das verbindende Element zwischen den zwei Konzernen. Hinzu kommen auch noch der deutsche Chipproduzent Infineon und General Electric.

Allerdings soll die Kooperation nicht auf diese Unternehmen beschränkt bleiben, so Kopetz. „Wir wollen uns die Entwicklung von Android als Vorbild nehmen.“ Das Smartphone-Betriebssystem von Google wurde unter tatkräftiger Mithilfe von Samsung zur wichtigsten offenen Plattform bei Mobiltelefonen. Die von TTTech entwickelte Software-Infrastruktur Motionwise soll eine solche offene Plattform in Autos werden, auf der dann entsprechende Applikationen von unterschiedlichsten Lieferanten angebracht werden können. Gespräche mit anderen Autoherstellern abseits des VW-Konzerns gebe es bereits, so Kopetz.

Der TTTech-Vorstand sieht den Einstieg von Samsung auch als Signal für den Standort Österreich. „Es ist auch möglich, hierzulande Hochtechnologie zu schaffen.“ Man müsse dafür nicht ins Silicon Valley gehen. TTTech beschäftigt 400 Mitarbeiter in Wien und erzielt eine Betriebsleistung von rund 100 Mio. Euro im Jahr. Der gesamte Personalstand ist durch die Übernahme der Mehrheit an der serbischen RT-RK zuletzt von 500 auf 1300 gestiegen.

Investition in Autotochter

Die Beteiligung von Samsung soll jedoch nicht in der Hauptgesellschaft von TTTech, sondern in einer eigens gegründeten Autotochter erfolgen. Dort sollen die Koreaner eine Minderheitsbeteiligung erhalten. Bei Audi war dies vor einigen Jahren noch anders. Die Ingolstädter sind mit 35 Prozent größter Aktionär von TTTech.

Neben dem Thema „selbstständiges Fahren“ ist TTTech noch in den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Industrie tätig. Kunden der Firma sind dabei unter anderem Boeing, Airbus oder die Nasa. Zuletzt lag der Fokus aber vor allem bei der Automobilindustrie. Nicht ohne Grund: So wurde der Markt für autonome Fahrsysteme 2015 auf drei Mrd. Euro geschätzt, 2020 sollen es bereits 100 Mrd. sein. „Man kann hier entweder die Weichenstellungen mitmachen, oder man bleibt ein Zuschauer“, sagt Kopetz.

TTTech beschäftigt sich mit sogenannten zeitgesteuerten Technologien. Vereinfacht gesagt, geht es dabei darum, Systeme zu entwickeln, die automatisch auf die Umwelt reagieren, indem Sensoren in ständig wiederkehrenden Zeitintervallen überprüft werden. Dadurch lenkt ein Auto in eine Kurve ein oder bremst ab, lang bevor es die Leitplanke berührt oder den Vordermann touchiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2017)

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