Siemens und Alstom feilen an "Airbus der Schiene"

File photo of two high-speed trains, the German ICE 3 and French TGV train at the Paris Gare de l'Est railway station
File photo of two high-speed trains, the German ICE 3 and French TGV train at the Paris Gare de l'Est railway stationReuters
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Siemens will die Bahnsparte offenbar mit dem französischen Konkurrenten Alstom zusammenlegen. Schon am Dienstag könnte es erste Details geben.

Der Siemens-Konzern und der französische Konkurrent Alstom feilen an einer möglichen Zusammenlegung ihrer Bahnsparten. Damit würden die Weichen für eine Art "Airbus der Schiene" gestellt. Erste Details werden womöglich schon am Dienstag bekannt gegeben, wenn nach AFP-Informationen der Verwaltungsrat von Alstom tagt.

Was ist geplant?

Französischen Medienberichten zufolge könnte Siemens seine Zugsparte bei Alstom einbringen. Dafür würde der Münchner Konzern einen Anteil von 45 bis 50 Prozent des Kapitals an Alstom erhalten. Eine weitere Möglichkeit wäre es, ein Joint Venture einzugehen, mit gemeinsamen Sparten für Zugbau und Signaltechnik.

Wie weit sind die Pläne gediehen?

Alstom bestätigt bisher nur, dass die Unternehmensleitung mit der Mobilitäts-Sparte von Siemens "Gespräche über eine mögliche Annäherung" führt. Siemens und Alstom bauen unter anderem Regional-und Hochgeschwindigkeitszüge wie den ICE und den französischen TGV sowie Straßen- und U-Bahnen. Nach Einschätzung deutscher und französischer Medien könnten Entscheidungen am Dienstag nach der Verwaltungsrats-Sitzung bei Alstom verkündet werden. Siemens hatte zuletzt auch mit dem kanadischen Zughersteller Bombardier über eine engere Zusammenarbeit verhandelt.

Wie gut sind die Kontakte zwischen Siemens und Alstom?

Die beiden Hersteller führten bereits 2015 Gespräche. Damals ging es allerdings um ein mögliches Zusammengehen im Energiebereich. Alstom entschied sich schließlich für den US-Konzern General Electric, der seine Energiesparte um 9,7 Mrd. Euro übernahm.

Was sagen die Regierungen zu der möglichen Fusion?

Nach Informationen der französischen Zeitung "Le Monde" wird die Annäherung zwischen Siemens und Alstom von höchster Stelle unterstützt. Die mögliche Fusion sei zwischen Kanzleramt und Elysee-Palast diskutiert worden, heißt es. Die Wirtschaftszeitung "Les Echos" berichtet, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe kürzlich mit einem Vertreter der französischen Regierung über dieses Thema verhandelt. Die Pläne passen zu dem Willen Merkels und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die deutsch-französische Achse zu stärken.

Wie fügen sich die Pläne in die weltweite Entwicklung im Zugbereich ein?

Nach Ansicht der französischen Verkehrsministerin Elisabeth Borne wäre eine deutsch-französische Konsolidierung im Schienenbereich "eine sehr gute Sache". Sie verweist dabei auf den wachsenden Einfluss des chinesischen Zugherstellers CRRC, 2015 entstanden aus den zwei staatlichen Unternehmen CNR und CSR. Im Dezember hatte die Tochter CRRC Zhuzhou Locomotive den Verkauf von drei Schnellzügen nach Tschechien besiegelt - das erste Geschäft eines chinesischen Herstellers mit einem Land der Europäischen Union.

(Stephanie Lob/AFP)

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