Lenzing: Wie gewonnen, so zerronnen

Lenzing-Chef Stefan Doboczky
Lenzing-Chef Stefan DoboczkyAPA/GEORG HOCHMUTH
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Der Faserkonzern Lenzing hat den Gewinn in den ersten drei Quartalen um 35 Prozent gesteigert. Die Prognose für das Gesamtjahr ist rosig. 2018 ist alledings mit Gegenwind zu rechnen. An der Börse geht es bereits jetzt flott abwärts.

Die gute Nachricht zuerst: Der oberösterreichische Faserkonzern Lenzing ist auf dem besten Weg, heuer den Rekordgewinn von 272 Millionen Euro aus dem Jahr 2011 einzustellen oder gar zu zu übertreffen. Schon in den ersten neun Monaten wurden 219,3 Millionen Euro verdient, was annähernd so viel ist wie im gesamten Vorjahr und um 35 Prozent mehr als in der Vergleichsperiode. "Nach drei ausgezeichneten Quartalen sind wir zuversichtlich, dass wir 2017 deutlich bessere operative Ergebnisse erzielen werden als im Jahr 2016. Gleichzeitig erwarten wir 2018 aber doch stärkeren Gegenwind als bisher", sagte Konzernchef Stefan Doboczky am Mittwoch.

Das war freilich eine schlechte Nachricht. Und diese hat an der Börse Gewicht: Die Lenzing-Aktie stürzte um mehr als acht Prozent ab. Das Papier, das im Mai noch zum Rekordhoch von 178,95 Euro gehandelt wurde, kostete zwischenzeitlich keine 100 Euro mehr und war damit so billig wie zuletzt im September des Vorjahres. Faxit: Wie gewonnen, so zerronnen. Während der Leitindex der Wiener Börse heuer mit 26 Prozent im Plus liegt, hinkt Lenzing bereits mit minus 12 Prozent hinterher.

Freilich: Die Wertpapierexperten der Baader Bank haben nach Vorlage von Geschäftszahlen ihre Kaufempfehlung für Lenzing "Buy" bestätigt. Unterdessen sehen sie ihr Kursziel bei 151,0 Euro. Lenzing habe bewiesen, dass ihre Spezialfaser-Division widerstandsfähig ist und eine einzigartige Position im Fasermarkt hält, schrieb Baader-Expertin, Laura Lopez Pineda, in ihrer jüngsten Studie. Beim Gewinn je Aktie erwartet die Baader-Analystin 10,59 Euro für 2017, sowie 10,29 für das Folgejahr. Ihre Dividendenschätzung je Titel beläuft sich auf 3,00 Euro für 2017, sowie 2,90 für 2018.

Die Eckdaten des Faserkonzern der ersten drei Quartale: Der Umsatz erhöhte sich um 9,4 Prozent auf 1,727 Milliarden Euro, das EBITDA stieg um 23,9 Prozent auf 397,1 Millionen Euro, das EBIT konnte um 34,6 Prozent auf 298,4 Millionen Euro verbessert werden. Die EBIT-Marge stieg von 14, auf 17,3 Prozent.

In einem generell freundlichen makroökonomischen Umfeld entwickelt sich die Nachfrage am globalen Gesamtfasermarkt derzeit positiv. Erwartet wird, dass die Wachstumsraten für holzbasierte Cellulosefasern sogar über dem Gesamtfasermarkt liegen werden. Für 2018 sieht Lenzing mehrere, teils gegenläufige Faktoren, die die Visibilität auf die Preisentwicklungen am Fasermarkt einschränken. Die Nachfrage am Gesamtmarkt für Fasern sollte hoch bleiben. Allerdings werde es speziell bei der Viscose, aber auch bei der Baumwolle teils deutliche Zuwächse auf der Angebotsseite geben. Die Preisentwicklung einiger Schlüsselrohstoffe wie der Natronlauge sei schwer vorhersehbar, heißt es. Vor diesem Hintergrund geht die Lenzing Gruppe für die kommenden Quartale von einem sehr viel anspruchsvolleren Marktumfeld für Standardviscose aus.

(APA)

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