Lufthansa will Alitalia nur runderneuert kaufen

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FILES-ITALY-ALITALIA-TRANSPORT-STRIKEAPA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
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Die Lufthansa nach einem Brief von Carsten Spohr icht mehr als Kandidat für exklusive Übernahmegespräche zur Verfügung stehen.

Die AUA-Mutter Lufthansa tritt bei den Gesprächen über die Übernahme eines Großteils der insolventen Alitalia auf die Bremse. "Alitalia müsste vor einem Kauf durch die Lufthansa gründlich restrukturiert werden", schrieb Vorstandschef Carsten Spohr in einem Brief an den italienischen Industrieminister Carlo Calenda am Donnerstag, der Reuters in Auszügen vorliegt.

Die Airline müsse sowohl von der Personal- als auch von der Flottenstärke her kleiner und fokussierter werden. Die Lufthansa dürfte damit nicht mehr als Kandidat für exklusive Verhandlungen zur Verfügung stehen, die die unter staatlicher Verwaltung stehende Alitalia demnächst beginnen will. Denn eine Sanierung könnte nach Einschätzung von Branchenkennern rund eineinhalb Jahre dauern.

Der Verkehrsminister des Landes hatte Anfang Dezember angekündigt, die Airline noch vor den Parlamentswahlen am 4. März in neue Hände geben zu wollen. Interessiert an der schon lange kriselnden nationalen Fluggesellschaft Italiens sind auch der britische Billigflieger Easyjet und der Finanzinvestor Cerberus.

Kein Interesse an Bodendiensten

Nach Vorstellung der Lufthansa müssten für eine "New Alitalia" Verbindungen, Standorte und die Tarifverträge der Beschäftigten einer Rosskur unterzogen werden. Auch gebe es kein Interesse an den Bodendiensten, hieß es bei der Lufthansa.

In dem Schreiben bietet Spohr den Kommissaren, die im Auftrag des Staates derzeit die Airline managen, beratende Unterstützung bei einer Sanierung an. "Wie schon früher diskutiert, ist die Lufthansa allerdings nicht in einer Position, in dieser Phase eine führende Rolle zu spielen."

Auch Luftfahrtexperten bewerten es als Risiko, die Alitalia im jetzigen Zustand zu übernehmen. Mit der starken Rolle der Gewerkschaften und dem Einfluss der Politik sei das Unternehmen kaum sanierungsfähig, erklärte der Luftfahrtexperte Gerd Pontius vom Hamburger Beratungsunternehmen Prologis. "Alitalia hat so viele Baustellen und gleichzeitig wenig Spielraum für den notwendigen radikalen Umbau – das Risiko, sich auf eine Alitalia-Übernahme einzulassen, ist kaum kalkulierbar", sagte er Reuters.

Insolvenz im Frühjahr 2017

Alitalia ging im Frühjahr 2017 in die Insolvenz, nachdem sich die Mitarbeiter gegen einen von Gewerkschaften und Management ausgehandelten Rettungsplan gestellt hatten. Seither stützt die Regierung in Rom das Unternehmen mit einem Überbrückungskredit von 900 Mio. Euro.

(APA/Reuters)

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