Niki-Verkauf wird aufgerollt: Verfahren doch in Österreich

A man walks past an empty Niki customer care desk at Palma de Mallorca airport
A man walks past an empty Niki customer care desk at Palma de Mallorca airportREUTERS
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Das Landesgericht Korneuburg holt das Insolvenzverfahren zurück nach Österreich. Damit ist das deutsche Verfahren obsolet, der Verkauf wird wiederholt, Interessenten an der Airline können erneut bieten.

Das Landesgericht Korneuburg hat in Sachen Niki entschieden - und das Ergebnis stellt für die insolvente Air-Berlin-Tochter keine Erleichterung dar -  um nicht sogar von einem Horroszenario zu sprechen: Denn das Gericht hat befunden, dass das Hauptinsolvenzverfahren hierzulande - und nicht wie bisher in Berlin - stattfindet. 

Das bedeutet, dass das gesamte Insolvenzverfahren neu aufgerollt werden müsse, hatte ein Sprecher des vorläufigen deutschen Insolvenzverwalters Lucas Flöther, schon vor ein paar Tagen gesagt. Sprecher Christoph Möller stellte am Freitag zwar in Abrede, dass der von Flöther noch knapp vor Jahresende 2017 getätigte Verkauf von Niki an die spanisch-britische Holding IAG und deren Billig-Tochter Vueling somit obsolet sei. Aber er sagte in einer ersten Stellungnahme zur "Presse", dass man nun eine neue Lösung suchen müsse.

Niki Lauda könnte wieder bieten

Und das ist auch so: Denn laut dem, der "Presse" vorliegenden,  Konkursedikt wird der Verkauf neu aufgerollt: Bieter müssen bis 19. Jänner ihre Offerte abgeben. Zugelassen sind freilich nur jene Interessenten, die sich schon bei Flöther beworben hatten. Da steht die IAG mit Vueling in der ersten Reihe. Aber auch Niki Lauda und Thomas Limbergers PrivateAir könnten wieder ins Rennen gehen - wenn sie noch wollen.

"Jetzt muss rasch an einer bestmöglichen Verwertung von Niki gearbeitet werden", sagt Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer. Auf den bisherigen Verhandlungsergebnissen könne man aufbauen. Wichtig sei der Erhalt so vieler Arbeitsplätze wie möglich. Vueling wollte 740 der 1000 Beschäftigten übernehmen.        

Das Gericht in Korneuburg folgt der Auffassung des Fluggastrechteportals Fairplane, das als Gläubiger selbst einen Konkursantrag gegen Niki gestellt hat und auf ein Verfahren in Österreich gedrängt hat. Das Gericht weicht mit seiner Entscheidung gleichzeitig vom Antrag Flöthers ab, der - aufgrund des Hickhacks um den Verfahrensstandort - vor zwei Tagen hierzulande ein Sekundärverfahren für das Unternehmen beantragt hatte. Flöther hatte in diesem Zusammenhang betont, er wolle mit dem zweiten Verfahren in Österreich den Verkauf an Vueling absichern.

Deutsche Gerichte am Zug

Richter Richard Tschugguel in Korneuburg berücksichtigt bei seiner Entscheidung aber auch das gerade in Deutschland laufende Rechtsverfahren. Fairplane hatte neben dem Konkursantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Einspruch gegen das deutsche Verfahren erhoben. Dieses Gericht hatte den Einspruch abgewiesen, aber gleichzeitig an die nächste Instanz verwiesen. Und das Landgericht Berlin hat überraschend den Österreichern Recht gegeben. Allerdings hat Flöther daraufhin den Bundesgerichtshof angerufen, der noch nicht entscheiden hat. 

Flöther hatte ursprünglich wiederholt auf ein Verfahren in Deutschland gepocht. Zuletzt änderte er aber offenbar aufgrund der Berliner Landgericht-Entscheidung seine Vorgangsweise und beantragte eben hierzulande das Sekundärverfahren. Jetzt steht er quasi in der zweiten Reihe - zur Masseverwalterin in Österreich wurde die renommierte Anwältin Ulla Reisch  bestimmt.

Flöther hatte schon  in seinem Antrag dafür plädiert, dass auch der österreichische Masseveralter, nunmehr eben Reisch, den Verkauf an Vueling anerkenne. Im ursprünglichen Kaufvertrag mit Flöther hat Vueling ein Rücktrittsrecht mit 28. Februar. Viel Zeit bleibt aber ohnedies nicht, weil Niki auch ohne Flugbetrieb Geld für die Gehälter und die Aufrechtserhaltung des Geschäftsbetriebs braucht. Von dem Massekredit von 16,5 Mio. Euro, den Vueling gegeben hat, sind schon drei Mio. Euro verbraucht worden.

Laut einer ersten Aufstellung des Kreditschutzverbandes betragen nach Unternehmensangaben die Verbindlichkeiten gegenüber rund  200 Gläubigern 153 Mio. Euro. Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung wurde für 31. Jänner, die Prüfungstagsatzung für 28.Februar anberaumt. 

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