China forscht in Kottingbrunn

Der Haval HB-02, eine Designstudie von Great Wall Motors aus dem Jahr 2016.
Der Haval HB-02, eine Designstudie von Great Wall Motors aus dem Jahr 2016.(c) REUTERS (Damir Sagolj)
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Der chinesische Autoriese Great Wall Motors baut in Niederösterreich sein erstes Forschungszentrum in Europa. 150 Menschen werden beschäftigt.

Wien. Kollegen, die schon mit einem dieser SUVs gefahren sind, geraten nicht unbedingt ins Schwärmen. Motor, Fahrwerk, Verarbeitungsqualität – deutsche Autostandards sind es nicht. Dafür gibt es ein anderes, sehr gutes Kaufargument für diese Pkw: den Preis. 8000 Euro für einen Kompakt-SUV, 22.000 Euro für einen, der schon schnittiges Design und passable Ausstattung hat. Damit können die Fahrzeuge der Great Wall Motors Company (GWM) aus China punkten.

Derzeit baut das Unternehmen ein paar Tausend Fahrzeuge in einer Fabrik in Bulgarien, sie werden auch hauptsächlich in Osteuropa verkauft. Seit vielen Jahren proben die Chinesen den Sprung nach Westeuropa. Jetzt hat man sich dafür ein Sprungbrett errichtet: Ausgerechnet in Kottingbrunn in Niederösterreich eröffnete das Unternehmen sein erstes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Europa.

150 Beschäftigte

Die GWM hat sich mit einer Tochtergesellschaft in das ehemalige Jet-Alliance-Gebäude eingemietet. Der Fokus des Unternehmens liegt auf der Entwicklung von Antriebskomponenten wie Elektromotor, Leistungselektronik und Software für Elektro- und Hybridfahrzeuge der nächsten und übernächsten Generationen. Aktuell wird die Abteilung aufgebaut. Man werde etwa 20Mio. Euro investieren, erklärte Markus Schermann, Geschäftsführer der Great Wall Motors Austria Research & Development GmbH. Mittelfristig will das Unternehmen rund 150 Mitarbeiter im Bezirk Baden beschäftigen.

GWM wurde 1984 gegründet und beschäftigt weltweit etwa 80.000 Personen. Der Autobauer konzentriert sich auf SUV und Pick-ups, die auch in China immer populärer werden. Im vergangenen Jahr setzte man über eine Million Fahrzeuge ab, 30 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Bis 2020 will man Jeep and Land Rover überholen und zur größten SUV-Marke der Welt werden, in erster Linie durch Verkäufe auf dem chinesischen Markt.

Dieser hat auch einem anderen Autobauer wesentlich zu einem Rekordjahr verholfen. Der deutsche Autohersteller BMW hat 2017 weltweit knapp 2,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt (plus 4,2 Prozent). Die Bayern mussten aber dem Konkurrenten Mercedes aus Stuttgart Platz eins der größten Premiumhersteller überlassen. Mercedes setzte fast 2,3 Millionen Neuwagen ab. BMW verwies am Freitag in einer Aussendung darauf, dass der Konzern jedoch mit seinen insgesamt drei Marken – neben BMW auch Mini und Rolls-Royce – der weltweit führende Hersteller von Premium-Pkw bleibe. Insgesamt lieferte der Konzern 2,5Millionen Fahrzeuge aus (ein Plus von 4,1 Prozent).

Indes kann US-Präsident Donald Trump einen weiteren Erfolg für seine America-first-Politik verbuchen. Fiat Chrysler verlagert die Produktion des Pick-up-Modells Ram von Mexiko in die USA. Der Schritt solle 2020 vollzogen werden und sei durch die US-Steuerreform möglich geworden, teilte der Autobauer in der Nacht auf Freitag mit. Fiat Chrysler lässt sich die Übersiedlung eine Milliarde Dollar kosten. Im US-Bundesstaat Michigan würden durch die Verlagerung 2500 neue Jobs entstehen. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2018)

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