Niki Lauda nutzt seine dritte Chance

Niki Lauda nutzt seine dritte Chance
Niki Lauda nutzt seine dritte Chance AFP (ANDREJ ISAKOVIC)
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"Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben", verspricht Niki Lauda.

14 Jahre lang war Niki am Flughafen Wien eine beliebte Airline, auch wenn ihr Marktanteil vor Einstellung des Flugbetriebs Mitte Dezember keine drei Prozent mehr erreichte. Elf Tage vor Weihnachten folgte Niki der deutschen Mutter Air Berlin in die Insolvenz. Nach einer überraschenden Wendung im Insolvenzverfahren soll sie nun unter ihrem Gründer Niki Lauda (68) durchstarten.

Möglich wurde dies erst durch eine Berliner Gerichtsentscheidung vom 8. Jänner, wonach für die in Wien ansässige Air-Berlin-Tochter das Insolvenzverfahren in Österreich durchgeführt werden muss. Im deutschen Insolvenzverfahren hatte nämlich Ende Dezember der zur IAG-Gruppe (British Airways, Iberia, Aer Lingus) zählende spanische Billigflieger Vueling den Zuschlag erhalten.

Der Ex-Rennfahrer nutzte somit seine dritte Chance, bei der er sich mit den Ferienfliegern Condor und Thomas Cook zusammenschloss. Vergangene Woche machte er mit einem offenen Brief Stimmung, in dem er allen Niki-Mitarbeitern ein "Job-Angebot" machte und betonte, dass alle Voraussetzungen für einen Flugbetrieb erfüllt seien.

"Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben", versprach Lauda. Er will sich eigenen Angaben zufolge schon 15 der 21 Niki-Flugzeuge gesichert haben - in Verhandlungen mit der Lufthansa, die nach Kritik der EU-Wettbewerbshüter aus dem Rennen um Niki genommen hatte. Zuletzt beschäftigte Niki rund 1.000 Leute, 790 davon in Österreich, 210 in Deutschland.

23 Millionen Niki-Passagiere

Die Niki Luftfahrt - bekannt auch unter "flyniki" - hat als dritte von vier Airline-Gründungen des Ex-Rennfahrers Niki Lauda im Jahr 2003 am Flughafen Wien angefangen. Seit dieser Zeit gab es allein in Wien-Schwechat 23 Millionen Niki-Passagiere und 200.000 Starts und Landungen von Niki-Fliegern.

Nach zwei ersten Airline-Unternehmungen - darunter die spektakulär in der AUA (Austrian Airlines) aufgegangene Lauda Air - hatte Lauda 2003 im Zuge des Kaufs der Österreich-Tochter des deutschen Aero Lloyd eine Low-Cost-Airline namens flyniki bzw. Niki aufgestellt. Schon ein Jahr später, 2004, kam mit 24 Prozent die Air Berlin an Bord, 2010 stockten die Deutschen bei Niki auf knapp 50 Prozent auf. Ende 2011 schluckte Air Berlin den Rest. Jahrelang saß Lauda selber als Linienpilot im Cockpit.

Wesentliche Aufgaben wie Verkauf oder Streckenplanung hatte schon lang die Air Berlin für ihren österreichischen Ableger erledigt. Heuer im Frühjahr musste Niki laut Konzernvorgabe die Europa-Städteflüge aufgeben, im Gegenzug übernahm sie von Air Berlin Ferienflüge dazu, darunter den "Mallorca-Shuttle" von deutschen und Schweizer Abflugsorten. Viele Konzepte für Niki wurden aber immer wieder über den Haufen geworfen.

Als Air Berlin heuer nach dramatischen Verlusten im August mitten in der Urlaubsreisezeit Insolvenz anmeldete, weil der Hauptaktionär Etihad kein Geld mehr verbrennen wollte, konnte die Wiener Tochter Niki vorerst aus dem Strudel herausgehalten werden. Ein im August mit der deutschen Politik praktisch "ausgedealter" Plan, wonach die Lufthansa für ihre eigene Billigtochter Eurowings mit Niki das Filetstück der Air Berlin übernehmen sollte, scheiterte am Widerstand der EU-Kartellwächter.

Die Lufthansa, die für die Zeit der Wettbewerbsprüfungen übergangsweise schon den Niki-Flugbetrieb finanziert hat, stellte mit 13. Dezember ihre Zahlungen ein. So war die Insolvenz auch über Niki programmiert.

Damit wurde der Flugverkehr der Niki Luftfahrt GmbH unter dem IATA-Airlinecode "HG" ab dem 14. Dezember 2017 eingestellt, teilte Niki zugleich mit der Anmeldung der Insolvenz am 13. Dezember via Twitter und auf der Homepage mit. Bitter war das für tausende Passagiere, die in der Vorweihnachtszeit in Urlaubsorten festsaßen und umbuchen mussten. Andere Airlines sprangen mit größeren Flugzeugen zur Seite.

Am Tag nach der Insolvenzanmeldung hat Insolvenzverwalter Lucas Flöther angekündigt, via Fire Sale sehr rasch Investoren suchen zu wollen. Als Frist wurde Ende Dezember gesteckt. Auch da wollte Niki Lauda nochmals in Rennen. Für österreichische Lizenzen (AOC) wollte er seine erst 2015 erworbene Bedarfsflugfirma Lauda Motion (ehemals Amira) nutzen. Flöther entschied sich für Vueling. Doch in dem nach stundenlangen nächtlichen Verhandlungen in Wien durchgeführten österreichischen Verkaufsverfahren ging überraschend Lauda als "Bestbieter" hervor. Der österreichische Gläubigerausschuss entschied sich "einstimmig" für Laudamotion.

(APA)

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