Niki Lauda finanziert den Kauf der Airline ganz aus seiner Stiftung – seine Partner Thomas Cook und Condor schaffen die Infrastruktur und füllen die Flugzeuge.
Wien/Berlin. Sie kamen zu Hunderten: Um die 700 der 1000 Beschäftigten der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki ließen es sich am Mittwochvormittag nicht nehmen, der Einladung ihres neuen „Chefs“ zu folgen. Immerhin hatte sich Airline-Gründer und Wieder-Eigentümer Niki Lauda in der Firmenzentrale am Wiener Flughafen angesagt, um sein Konzept für die neue Fluglinie Laudamotion zu präsentieren. Natürlich wollte Lauda auch die Belegschaft für sich einnehmen, die ihm gegenüber auch Skepsis an den Tag legt.
Zum einen seien manche Mitarbeiter froh, dass es nach Monaten der Unsicherheit nun unter österreichischer Führung einen Neubeginn gebe. Zum anderen hätten viele, vor allem ältere Kollegen noch Vorbehalte, meinte Betriebsratsobmann Stefan Tankovits. Wie berichtet, war das Gros der Niki-Mitarbeiter mit Zeitarbeitsverträgen bei einer Personal-Leasingfirma beschäftigt. Am Mittwoch sicherte Lauda den Beschäftigten zu, dass sie direkt bei Laudamotion angestellt würden.
Keine Leiharbeit
Eine Leiharbeitskonstruktion wie zu Nikis Anfangszeiten schloss Lauda aus. Den bestehenden Kollektivvertrag wolle er prüfen. Diese Aussage löste bei Karl Dürtscher, Vize-Chef der Gewerkschaft GPA-djp, nicht gerade Begeisterung aus: Es wäre leicht, den alten Niki-KV zu übertragen, sagte Dürtscher im ORF-Radio. Lauda war jedenfalls positiv beeindruckt: „Die Stimmung war sehr gut“, sagte er nach dem Treffen mit Piloten, Flugbegleitern und Technikern.
Abgesehen davon, die neue Airline organisatorisch neu aufzustellen, muss Lauda auch viel Geld in die Hand nehmen. Über den Kaufpreis wurde ja Stillschweigen vereinbart, Lauda dürfte jedoch internen Informationen zufolge das Konkurrenzangebot von IAG/Vueling von 36,5 Mio. Euro ordentlich überboten haben. Woher kommt das Geld? „Ich zahle das aus meiner Tasche“, sagt Lauda zur „Presse“. Konkret aus seiner Privatstiftung Lauda.
Was kein Problem sein dürfte. Schließlich hat Lauda schon als Formel-1-Fahrer gut verdient. Zudem war die Tätigkeit als RTL-Kommentator – wo er 21 Jahre Formel-1-Rennen kommentierte –, und als Aufsichtsratschef des Mercedes-Rennteams auch lukrativ. Die Kassen gefüllt haben jedoch vor allem der Verkauf der Lauda Air und später der Komplettausstieg bei Niki. Allein letzterer Deal brachte gut 40 Mio. Euro: Als die Air Berlin auf 49,9 Prozent aufstockte, zahlte sie 21 Mio. Euro. Außerdem erhielt Laudas Privatstiftung ein Darlehen über 40,5 Mio. Euro – im Gegenzug bekam Air Berlin eine Option auf die restlichen Anteile. Das Darlehen sei nie angetastet worden, betonte Lauda beim Ausstieg – und das Geld ging in den Besitz der Stiftung über.
Bis zum geplanten Neustart von Laudamotion Ende März muss Lauda aber auch den Geschäftsbetrieb – und vor allem die Gehälter – finanzieren. Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer schätzt die laufenden Kosten auf rund sechs Mio. Euro im Monat. Das Geld kommt indirekt von Lauda – über einen Massekredit, wie es auch beim ursprünglich geplanten Verkauf an IAG/Vueling geplant war. Die rund drei Mio. Euro, die bereits geflossen sind, muss Lauda der spanisch-britischen Luftfahrt-Holding ablösen. Vom 1. bis 12. Jänner wurden die Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds gezahlt.
Der Flugbetrieb soll mit vollen Flugzeugen starten. Dafür sollen Partner Thomas Cook, aber auch andere Reiseveranstalter sorgen. Bis Herbst sollen die Anlaufkosten mit Charterflügen hereingespielt sein, ab dann soll der Linienbetrieb losgehen.
Auch Zustimmung in Deutschland
Rechtlich steht der Übernahme durch Lauda nun nichts mehr entgegen. Zum einen hat Niki bzw. der deutsche Insolvenzverwalter, Lucas Flöther, die Beschwerde beim Bundesgerichtshof, wonach die Insolvenz in Deutschland und nicht in Österreich abgewickelt werden muss, zurückgezogen. Zum anderen wurde in Berlin ein Sekundär-Insolvenzverfahren eröffnet. Der Gläubigerausschuss hat noch am Dienstagabend den Verkauf an Laudamotion genehmigt. „Die insolvenzrechtlichen Genehmigungen der Übernahme sind rechtskräftig erfolgt“, ließ Masseverwalterin Ulla Reisch dazu wissen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2018)