Ingvar Kamprad: Tod eines "perfekten Geschäftsmanns"

Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, 1926–2018.
Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, 1926–2018.(c) APA/AFP/FABRICE COFFRINI
  • Drucken

Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist mit 91 Jahren gestorben. Seine Möbel, die in handliche Pakete verstaut werden können, haben die Wohnzimmer der Skandinavier und dann die der ganzen Welt erobert.

Wien. Ein Porträt über Ikea-Gründer Ingvar Kamprad zu schreiben – das war schon zu Lebzeiten Kamprads eine gewisse Herausforderung. Der Nachruf ist es erst recht. Ingvar Kamprad ist im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in der südschwedischen Region Smaland friedlich eingeschlafen, teilte Ikea am Sonntag mit.

Bewunderung und Kritik waren seine ständigen Wegbegleiter. Da war zunächst einmal der Mann, der den heutigen Möbelriesen mit 17Jahren gründete und die gesamte Möbelbranche revolutionierte. Kamprad verkörpere den „perfekten Geschäftsmann“, würdigte ihn sein Konzern gestern. Und das ist keine Übertreibung: 1943, als er Ikea gründete (das I und das K stehen für seine Initialen, E und A für die Bauernhöfe Elmtaryd und Agunnaryd, auf denen er aufgewachsen ist), gab es bloß allerlei Kleinwaren im Angebot: Stifte und Nylonstrumpfhosen, Uhren und Bilderrahmen.

Möbel kamen erst vier Jahre später dazu, bis zur Eröffnung des ersten Einrichtungshauses dauerte es überhaupt zehn Jahre.

Doch deren Erfolg war richtiggehend überwältigend: Die Möbel, die in handliche Pakete verstaut und von den Käufern selbst zusammengebaut werden, eroberten rasch die Wohnungen der Skandinavier – und später der ganzen Welt. Kamprad hatte einen Möbelkonzern für schmale Geldbeutel errichtet, mittlerweile stehen seine gelb-blauen Einrichtungshäuser in 40 Ländern.

Ikea ist zum weltgrößten Möbelunternehmen geworden, setzt weltweit 36,3 Mrd. Euro um und beschäftigt 190.000 Menschen. Und sorgte für Reichtum der Familie Kamprad: In der Liste der reichsten Schweizer des Magazins „Bilanz“ steht die Familie ganz oben. „Bilanz“ beziffert ihr Vermögen mit 48 bis 49 Mrd. Franken. Rund 42 Mrd. Euro also.

Steuerflüchtling

Genau das brachte Ingvar Kamprad allerdings zeit seines Lebens heftige Kritik ein: Er selbst lebte 37 Jahre lang in der Schweiz, weil er Schwedens Steuern als zu hoch empfand. 2013, eineinhalb Jahre nach dem Tod seiner Frau, kehrte Kamprad nach Schweden zurück, um näher bei seiner Familie zu sein. Seine drei Söhne haben allerdings nach wie vor Schweizer Pässe.

Und: Um Steuern zu sparen, wandelte Kamprad seine Firma im Jahr 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Mittlerweile ist der Konzern in mehrere Firmen aufgespalten, die in Liechtenstein, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden registriert sind.

„Ich war Nazi“

Und dann gab es noch den Vorwurf, dass Kamprad als junger Mann Mitglied in der nationalsozialistischen Organisation Nysvenska Rörelsen von Per Engdahl war. Er soll „eine Art Funktionärsposition“ bei der nationalsozialistischen Jugendorganisation innegehabt haben. Mit 17 Jahren habe er als Mitglied der rechtsextrem eingestuften SSS um Mitglieder für die Organisation geworben.

Ingvar Kamprad bekannte 1994 in einem offenen Brief: „Ich war Nazi“. Und fügte hinzu: Er betrachte diese Phase seines Lebens allerdings als großen Fehler. (kor.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Unternehmen

Elternhaus von Ikea-Gründer Kamprad als Urlaubsdomizil zu mieten

Auf dem Hof Elmtaryd, wo der Gründer seine Kindheit verbrachte, kann für 299 Euro eine Woche Urlaub gebucht werden
Unternehmen

Ikea-Gründer Kamprad mit 91 Jahren gestorben

Der Gründer des schwedischen Möbelkonzerns Ikea, Ingvar Kamprad, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Mit Sparsamkeit und Erfindergeist hat er es zum Milliardär gebracht

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.