Novomatic-Chef will von Casinos Austria „gute Rendite“

Neumann will Beteiligung an Casag halten.
Neumann will Beteiligung an Casag halten. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Novomatic-Chef Harald Neumann bekräftigt sein Interesse am internationalen Geschäft der Casinos Austria. Zuvor will er sich aber mit den Eigentümern auf eine Strategie einigen.

London. 300 Beteiligungen hat die Novomatic in den vergangenen 30 Jahren erworben, 100 davon allein in den letzten drei Jahren. Dafür hat der größte Glücksspielkonzern Europas – und die Nummer drei weltweit – jährlich bis zu einer halben Milliarde Euro investiert.

Der größte Fisch ging im Vorjahr ins Netz: Für die australische Ainsworth, die den Einstieg in den lukrativen US-Markt ermöglicht, legte die Novomatic 300 Mio. Euro auf den Tisch.

Die am heißesten umkämpfte Akquisition waren jedoch die Casinos Austria (Casag). 40 Prozent wollte die Novomatic haben, 17,2 Prozent sind es jetzt nach dem Nein der Bundeswettbewerbsbehörde geworden. Damit ist die Novomatic nach der tschechischen Sazka-Gruppe und dem Staat der kleinste Aktionär. „Für uns sind die Casinos Austria nur mehr eine Finanzbeteiligung, wir mischen uns operativ nicht ein“, sagte Novomatic-Chef Harald Neumann bei der Londoner Glücksspielmesse ICE. Das heißt aber nicht, dass sich die Novomatic wieder zurückzieht. Neumann: „Wir wollen langfristig drinnen bleiben.“

Die Novomatic hat kürzlich mit der Sazka-Gruppe eine Vereinbarung getroffen und ihr ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Das hat zu Spekulationen Anlass gegeben, dass sich die Novomatic wieder zurückziehen will. Das hat Neumann nun in London definitiv ausgeschlossen. Er verwies zudem auf die Verträge der Casag-Alteigentümer, die ebenfalls gegenseitige Vorkaufsrechte hatten.

Viel Augenmerk aufs Ausland

Neumann weiß auch genau, was er von den Casinos verlangt. „Als Eigentümer habe ich das Recht, dass die Beteiligung besser geführt wird und eine gute Rendite abwirft.“ Deshalb will sich Neumann jetzt mit den anderen beiden Aktionären (Sazka und dem Staat) zusammensetzen, um eine Strategie zu erarbeiten. Dann erst kenne man Stärken und Schwächen. Neumann bekräftigt in diesem Zusammenhang sein Interesse am internationalen Geschäft der Casag. Die in der CAI gebündelten Auslandsaktivitäten, die lange defizitär waren, will die Casag verkaufen.

Einer der Zukunftsmärkte ist das bisher von der Casag wenig forcierte Geschäft der Video-Lotterie-Terminals. Die Casag betreibt derzeit 600 davon und hat gerade im ehemaligen Automatencasino der Novomatic im Wiener Prater einen neuen Standort eröffnet. Vom Gesetz her könnte sie jedoch 5000 dieser vernetzten Spielautomaten betreiben. Den Prater sieht Neumann ebenfalls als möglichen Standort für einen VLT-Salon.
Generell richtet die Novomatic, die im Vorjahr im gesamten Konzern mit 30.000 Mitarbeitern den Umsatz um rund zehn Prozent auf 4,8 Mrd. Euro gesteigert hat, ihr Augenmerk auf das Ausland. Da gibt es vor allem in Deutschland viel zu tun. Eine neue, schärfere Regelung macht es erforderlich, dass die Novomatic alle rund 100.000 Automaten, die sie in Deutschland betreibt, austauscht. „Das kostet uns 250 Mio. Euro“, sagt Neumann. „Wir machen das aber, weil Deutschland unser wichtigster europäischer Markt ist und wir an ihn glauben.“

Geld verliert die Novomatic aber auch in Deutschland, weil sie sich in Folge einer neuen Regulierung aus dem Online-Glücksspiel zurückzieht. Das wird den Gewinn, der schon 2016 und 2017 wegen der hohen Investitionen nicht mehr gewachsen ist, heuer drücken. Neumann hofft aber auf eine Deutschland-weite Einigung im Onlinespiel, so wie er auch erneut eine neue Regelung für das Onlinespiel in Österreich fordert.

„Müssen uns konsolidieren“

Hierzulande besitzt die Casag die einzige Lizenz für Onlinespiel über ihre Tochter Lotterien. Damit habe die Casag quasi ein Monopol, sagt Neumann. Besser wäre seiner Meinung nach ein offenes Konzessionssystem, wie es etwa Großbritannien, die Niederlande und auch die Schweiz anstreben. Die Novomatic produziert Spielautomaten und betreibt weltweit 260.000 davon in eigenen Automatensalons oder fremden Spielbanken. Sie entwickelt aber auch Onlinespiele und vergibt sie über Lizenzen an andere Betreiber.

Das Onlinegeschäft mache derzeit nur rund sieben Prozent des Novomatic- Umsatzes aus, sagte Technik-Vorstand Thomas Graf, der Sohn des Konzerngründers. Dieser Umsatzanteil soll deutlich wachsen. Wegen der hohen Investitionen in den vergangenen Jahren und auch heuer seien vorerst keine weiteren großen Zukäufe geplant. „Wir müssen uns jetzt konsolidieren, das heißt aber nicht, dass wir gute Gelegenheiten auslassen werden.“

Compliance-Hinweis: Die Reise der Autorin zur Londoner Glücksspielmesse ICE erfolgte auf Einladung der Novomatic.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2018)

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